Süddeutsche Zeitung

Freizeit:FG Dachau sagt erneut den Fasching ab

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Die hohe Zahl an Corona-Infektionen im Landkreis und die Tatsache, dass man kein großes Prinzenpaar gefunden hat, veranlasst den Vorstand zu dieser Entscheidung. Viele Kinder nehmen die Nachricht mit Tränen auf, haben sie doch schon monatelang für die Auftritte trainiert

Von Thomas Altvater, Dachau

Bis vor einer Woche sei sie noch zuversichtlich gewesen, sagt die Vorsitzende der Faschingsgesellschaft (FG) Dachau e.V. Michaela Zachmann am Telefon: "Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass der Fasching dieses Mal stattfinden wird." Doch innerhalb weniger Tage ist dieser Optimismus verschwunden. "Man kann derzeit einfach von nichts ausgehen", sagt sie mit Blick auf die hohen Infektionszahlen und die unsichere Coronalage im Landkreis. Deshalb zieht die FG Dachau nun die Reißleine und hat ihre Faschingsfeierlichkeiten abgesagt - zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie. Es droht erneut ein Jahr ohne Fasching in Dachau.

Die Entscheidung sei den Verantwortlichen "sehr schwer" gefallen, sagt Zachmann. Getroffen hat sie der Vorstand vergangenen Sonntag, die Mitglieder seien in der Sitzung des Faschingskomitees am Dienstag informiert worden. Es sind mehrere Veranstaltungen der FG Dachau, die nun ersatzlos wegfallen: Die Proklamation am 20. November, die Inthronisation des großen Prinzenpaars zwei Monate später, die Kinderbälle und der Teenieball.

"Gerade bei den Kindern waren viele sehr traurig, da sind auch einige Tränen geflossen", sagt Zachmann. "Wir üben und trainieren jetzt seit Mai 2020. Das Programm war fast ganz fertig." Alle hätten sich gefreut und nun die erneute Absage, die Ernüchterung, wie sie die Vereinsvorsitzende bei vielen Kindern im Verein zu spüren bekam. "Den Lohn der vielen Arbeit, also die Auftritte, den können vor allem die Kinder dieses Jahr wieder nicht einfahren", klagt sie.

Die Gründe für die Absage der FG Dachau sind vielschichtig. Ganz oben steht die aktuelle Coronalage im Landkreis: Die Infektionszahlen sind heuer sogar noch höher als im vergangenen Jahr. "Da ist es einfach unverantwortlich, den Fasching in diesem Jahr nicht abzusagen", sagt die Vorsitzende. Hinzu kommt, dass die FG Dachau diesmal kein großes Prinzenpaar finden konnte. Übrig geblieben wären damit die Veranstaltungen der Kinder und Jugendlichen. "Doch etwa Zweidrittel unserer Tänzer sind über zwölf Jahre alt und haben noch nicht den vollständigen Impfschutz", sagt Zachmann. Das Training war bis vor kurzem ohne vorherigen PCR-Test nicht möglich. Gleiches gilt nun für die vielen Faschingsveranstaltungen. "Wir können den Eltern und Kindern nicht zumuten, vor jeder Veranstaltung einen teuren Test zu machen", erklärt sie.

Der Vorstand entschied sich, lieber früh für Klarheit zu sorgen. "Das ganze Hin und Her wollten wir jetzt einfach beenden, deshalb haben wir mit der Absage die Reißleine gezogen", sagt Zachmann. Denn eine Faschingssaison mit all den Coronaregeln wäre keine Saison, die man genießen könne: "Da gehört die Party dazu. Das sind Emotionen, die entstehen bei einer solchen Situation einfach nicht." Offen ist noch, ob die traditionelle Ü 50-Party und ein Kinderball stattfinden werden.

Abgesehen von all den Tränen über die Absage befürchtet Zachmann aber keine negativen Begleiterscheinungen: "Einen Mitgliederschwund erwarte ich nicht", sagt sie. Der Verein werde auch keine großen Geldprobleme bekommen. Stattdessen werde man nun die anderen Faschingsgesellschaften unterstützen. "Wenn andere Vereine ihre Bälle veranstalten, dann helfen wir uns gegenseitig und werden die auch besuchen."

Die Absage aus Dachau hat auch den Vorstand des Faschingskomitees Petershausen Gottfried Stempfl erreicht. "So wie es jetzt aussieht, werden auch wir den Fasching heuer wieder nicht haben", sagt er. In Planung und Organisation der diesjährigen Saison ist das Komitee in Petershausen allerdings noch nicht eingestiegen. Dort warten die Verantwortlichen noch ab: "Spätestens Ende Dezember entscheiden wir dann, ob wir den Fasching machen oder nicht", sagt Stempfl.

Das weitere Vorgehen wollen die Petershauser Narren von einer Zusage der Staatsregierung in München abhängig machen. Erst wenn diese konkrete Zusage da sei, dass es im Februar Fasching geben wird, habe man endgültige Planungssicherheit, erklärt Stempfl. Aber mit Blick auf die aktuelle Coronalage sieht er schwarz. "Da müsste sich schon krass etwas ändern."

In Weichs entscheidet sich möglicherweise an diesem Freitag, ob dort der Fasching gefeiert wird. Das "Maschkera Komitee Weichs" trifft sich, einen Tag nach dem offiziellen Start in die neue Saison, dem 11. November, zur Auftaktversammlung. "Und dann schauen wir weiter", erklärt Petra Bakomenko vom Maschkera Komitee. Auf der Homepage heißt es noch, man sei optimistisch.

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SZ vom 12.11.2021
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