Süddeutsche Zeitung

Fair Handelshaus:Unterstützung der Dachauer Tafel aufgekündigt

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Von Anna-Sophia Lang, Haimhausen

Die Entscheidung der Dachauer Tafel, keine Asylbewerber mit Lebensmitteln zu versorgen, hat erste Konsequenzen. Das Fair Handelshaus in Amperpettenbach hat angekündigt, die Tafel in Zukunft nicht mehr mit überschüssigen Lebensmitteln oder Geldspenden zu unterstützen. "Wir waren erschüttert darüber, wie durch die Entscheidung Bedürftige gegeneinander ausgespielt werden", sagt der Vorstand Markus Raschke.

In einem Brief an den Kreisvorsitzenden des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Bernhard Seidenath, schreibt Raschke: "Ihre Entscheidungen setzen Flüchtlinge per se in ein negatives Licht und ignorieren die hinter den Flüchtlingen liegenden Schicksale." Deshalb werde das Fair Handelshaus Lebensmittel künftig an Flüchtlingsunterkünfte weitergeben oder "an Tafeln, die einen freundlicheren Umgang mit Flüchtlingen pflegen". Von Seidenath fordert Raschke, die Entscheidung umgehend zu revidieren. Dann kann er sich auch vorstellen, wieder mit der Tafel zusammenzuarbeiten.

Aus allen Wolken gefallen

Bis dahin will das Fair Handelshaus nicht mit der Dachauer Tafel in Verbindung gebracht werden. Die eingetragene Genossenschaft beliefert Weltläden, Aktionsgruppen, Großverbraucher und Bioläden in ganz Bayern mit fair gehandelten Lebensmitteln. Damit will sie den konstruktiven und vorwärtsgerichteten Umgang mit Menschen aus Entwicklungsländern fördern. Die Dachauer Tafel, so Raschke, sei für die Mitarbeiter die Brücke zu Menschen in der Region gewesen, die genau so Hilfe brauchen.

Über Jahre hinweg spendete das Fair Handelshaus immer wieder überschüssige Lebensmittel, Erlöse aus dem Verkauf einer regionalen Produktlinie und veranstaltete eine Zeit lang Kaffee- und Kuchen-Nachmittage gemeinsam mit der Tafel. "Sie war für uns die Initiative, die etwas für notleidende Menschen tut", sagt Raschke, "es war immer klar, dass wir sie unterstützen." Als er davon gehört habe, dass Asylbewerber dort ausgeschlossen würden, sei er aus allen Wolken gefallen. Er besprach sich mit dem Rest des Vorstands, die Konsequenz war schnell beschlossen. "Es gibt Grenzen", sagt Raschke, "und diese Entscheidung ist jenseits der Grenze."

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Quelle:
SZ vom 16.10.2015
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