Süddeutsche Zeitung

Dachauer Stadtrat:Mehr Gewerbe, weniger Wohnungen

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ÜB, FDP und Bündnis wollen das Verhältnis auf dem MD-Gelände umkehren. Zudem wünscht sich das Bündnis mehr Grün

Auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik soll mehr Gewerbe angesiedelt werden, fordern die Überparteiliche Bürgergemeinschaft Dachau (ÜB) und FDP im Dachauer Stadtrat. Bislang ist vorgesehen, auf 60 Prozent der bebaubaren Fläche Wohnungen zu errichten, auf den restlichen 40 Prozent soll sich Gewerbe ansiedeln. In einem Antrag verlangt die Fraktionsgemeinschaft nun, das Verhältnis umzudrehen. Damit könnten zwei wesentliche Themen mit einer Klappe geschlagen werden: Erstens würde die Stadt Dachau so vor übermäßigem Wachstum samt Folgekosten bewahrt werden, zweitens könnte gleichzeitig für dringend benötigte Gewerbesteuereinnahmen gesorgt werden.

Durch den Bau vieler Wohnungen müssten etwa neue Kindertagesstätten gebaut und unterhalten werden. Doch das ist im langfristigen Betrieb teuer, wie das städtische Defizit in diesem Bereich zeige. Außerdem entschärfe mehr Gewerbe das Stellplatzproblem, denn weniger Wohnen bedeute weniger Bedarf an Parkplätzen. Gleichzeitig stärke das Gewerbe die regionale Wirtschaft. Positiv werde sich das nach Ansicht von ÜB und FDP auch auf den Verkehr auswirken, denn wenn man wohnortnahe Arbeitsplätze schaffe, seien die Wege kurz. Mittel- und langfristig könne die Stadt darüber hinaus auch höhere Gewerbesteuereinnahmen erzielen. Angesichts des "sehr begrenzten Potenzials" an neuen Gewerbeflächen, sollte man die Fläche auf der Industriebrache wohlüberlegt nutzen, mahnt die Fraktion. "Aus unserer Sicht erscheinen insbesondere Flächen entlang der Bahntrasse sowie die sogenannten "Mayr-Terrassen" prädestiniert für eine Gewerbenutzung im innerstädtischen Bereich." Aus Sicht von ÜB-Stadtrat Peter Gampenrieder würde auch bei einem Gewerbeanteil von 60 Prozent ausreichend neuer Wohnraum geschaffen. Das Potenzial für Sozialwohnungen, Wohnungen nach dem Einheimischenmodell und Betreutes Wohnen bliebe erhalten.

Auch das Bündnis für Dachau unterstützt diesen Antrag. Es bemängelt darüber hinaus, dass die eingeplanten Grünflächen viel zu knapp bemessen seien und die Ergebnisse vieler Bürgerbeteiligungsprojekte (Integrative Stadtentwicklung, Zwischen Dorf und Metropole, Bürgerbeteiligung zum MD Gelände, Gewerbeflächenentwicklungsprogramm) kaum berücksichtigt worden seien. Die Bürger hätten mehr Gewerbe und mehr Grün gefordert. Die zusätzlichen Einnahmen aus der Einkommenssteuer durch das Bevölkerungswachstum könnten die Mehrkosten, die aus "übermäßiger Wohnbebauung" entstünden, nicht kompensieren, so Fraktionssprecher Michael Eisenmann.

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SZ vom 22.06.2020 / SZ
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