Süddeutsche Zeitung

Dachau:Rettung fürs Café Gramsci

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Dachaus Bauausschuss will Kultkneipe und Kleine Altstadtgalerie im Alten Metzgerhof erhalten und lässt alternative Standorte für die geplante Turnhalle der Klosterschule prüfen.

Walter Gierlich

Die Dachauer Kunst- und Kulturszene hat Grund zum Jubeln: Das Café Gramsci und die Kleine Altstadtgalerie bleien wohl erhalten - und zwar am bisherigen Standort im alten Metzgerhof an der Burgfriedenstraße. Der Bauausschuss des Stadtrats beerdigte am Dienstag Pläne für den Bau der dringend benötigten Turnhalle auf diesem Areal. Stattdessen lässt er zwei alternative Standorte für die Halle prüfen: auf dem Gelände der Schlossbergbrauerei, welche die Stadt gerne kaufen würde, und unter dem Garten der Klosterschule. Der Metzgerhof bliebe in beiden Fällen unangetastet.

Im Juni hatte Architekt Horst Stepper im Bauausschuss gleich mehrere Varianten für den Bau der Turnhalle samt Autostellplätzen und zusätzlichen Klassenzimmern auf dem beengten Grundstück des Metzgerhofs zwischen Burgfriedenstraße und Spitalgasse präsentiert. Jedoch hatte seine Machbarkeitsstudie einen gravierenden Fehler, für den der Planer allerdings konnte. In keiner Alternative waren das Café Gramsci und die Kleine Altstadtgalerie enthalten. Das Bauamt hatte ihm im Auftrag nicht weitergegeben, dass er prüfen sollte, ob die beiden wichtigen Kultureinrichtungen auf dem Gelände auch noch Platz fänden und erhalten werden könnten. Eine solche Prüfung aber hatte der Bauausschuss im Vorjahr verlangt.

Stepper musste also nacharbeiten. Doch zwischenzeitlich legte erst das Bündnis für Dachau, dann die CSU-Fraktion Alternativen vor: Bündnis-Fraktionschef Kai Kühnel schwebte ein Grundstückstausch vor. Das Areal der Schlossbergbrauerei, auf dem der Eigentümer Wohnungen bauen will, gegen den Metzgerhof, beide ungefähr gleich groß. Oben fänden Turnhalle, Kneipe und Galerie Platz, die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA könnte stattdessen an der Burgfriedenstraße Wohnungen bauen. Die CSU legte einen Vorschlag der Architekten Dorothea Voitländer und Konrad Deffner vor, der vorsah, die Sporthalle unter dem Schulgarten zu errichten und von oben zu belichten.

Am Dienstag nun wurden den Stadträten alle Vorschläge vorgestellt. Schnell wurde klar, dass die von Stepper erarbeiteten Varianten, bei denen Turnhalle, zusätzliche Klassenräume, Café und Galerie sowie Autostellplätze auf dem Metzgerhof untergebracht würden, kaum funktionieren könnten und städtebaulich keine Zierde wären. "Das Grundstück ist einfach zu klein", sagte der Planer.

Er war allerdings weiterhin gefragt, denn er hatte im Auftrag des Bauamts Kühnels Vorschlag in vier Varianten konkretisiert. Dabei würde die Sporthalle - auch eine Zweifachturnhalle wäre möglich - jeweils zwischen Brauereigebäude und Schule, beziehungsweise Kindergarten, in den Hang hineingebaut. Im Brauereigebäude selbst könnten bis zu neun Klassenzimmer untergebracht werden. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) erklärte dazu, dass er das Brauereigelände nicht tauschen, sondern kaufen wolle: "Dann kann die schulische Nutzung dort konzentriert werden, und das Gramsci kann bleiben, wo es ist." Eventuell könnte auch der bestehende Kindergarten nach seiner Ansicht ins Brauereigebäude verlagert werden. Allerdings hat die Sache noch einen Haken: Mit Jobst Kayser-Eichberg, dem Chef der Sedlmayr Grund und Immobilen habe er noch nicht über einen möglichen Kauf gesprochen: "Das ist der zweite Schritt, erst müssen wir wissen, wo wir hin wollen." Kayser-Eichberg war am Mittwoch überrascht von der Idee: "Mann kann über vieles reden. Wir sind immer gesprächsbereit", sagte er.

In Voitländers und Deffners Variante würde der Schulgarten nach dem Bau neu angelegt. Durch einen oberirdischen Neubau für weitere Klassenzimmer an der Burgfriedenstraße, entstünde statt der dreiflügeligen Anlage eine mit vier Flügeln. Nach einer groben Berechnung Deffners wäre der unterirdische Bau rund 425 000 Euro teurer, als wenn die Halle auf der grünen Wiese errichtet würde. Er sähe bei seiner Lösung drei Vorteile: "Nachhaltigkeit im Sinne der Schonung der Ressource Fläche", Ensembleschutz, weil die Halle unsichtbar wäre, und das Gramsci, eine "Perle im Kulturbereich" bliebe erhalten. Beide Planer wurden beauftragt, die Kosten ihrer Entwürfe zu berechnen, "die alles andere als billig sein werden", wie Bürgel warnte. Gramsci-Wirt Christian Salvermoser war jedenfalls am Ende zufrieden. "Das ist doch ein schönes Ergebnis."

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SZ vom 20.09.2012
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