Süddeutsche Zeitung

Dachau:Ökumenischer Gedenkgottesdienst

Einen ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Euthanasie-Opfer veranstaltet die KZ-Gedenkstätte am Sonntag, 31. Juli, elf Uhr. Die erste Station findet in der katholischen Todesangst-Christi-Kapelle statt, die zweite Station in der evangelischen Versöhnungskirche. Am 3. August 1941 hielt in Münster Bischof Clemens August Graf von Galen eine Predigt, in der er berichtete, dass auch in Westfalen aus Heil- und Pflegeanstalten Patienten abtransportiert wurden und die Angehörigen wenig später die Mitteilung erhielten, der Kranke sei gestorben und die Leiche bereits eingeäschert. Er äußerte den "an Sicherheit grenzenden Verdacht, dass man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe im NS-Jargon sogenanntes lebensunwertes Leben vernichten". Dem hielt er entgegen, dass jede mit Überlegung ausgeführte vorsätzliche Tötung Mord sei. Diese Predigt wurde innerhalb ganz Deutschlands heimlich verteilt und hat - wenn auch nur vorübergehend - zu einer Einstellung dieser Tötungsaktionen beigetragen. Insgesamt ermordete der NS-Staat im Rahmen der Euthanasie etwa 300 000 Kinder, Frauen und Männer, die ihm als "lebensunwert" galten: psychisch kranke und geistig behinderte Menschen, Alkoholkranke und andere, die als "erbkrank" oder "minderwertig" eingestuft wurden. Am 20. März 1941 wurden mit Dachauer SS-Bussen aus den Einrichtungen in Schönbrunn im Landkreis Dachau zahlreiche Menschen "verlegt", die später ermordet wurden. Zugleich wurde vor 75 Jahren der Krankenmord auf "arbeitsunfähige" KZ-Häftlinge ausgeweitet. Aus Dachau wurden später etwa 3 700 Häftlinge zur Ermordung auf "Invalidentransporte" nach Hartheim (bei Linz) und Auschwitz gebracht.

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SZ vom 27.07.2016 / SZ
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