Süddeutsche Zeitung

Dachau/München:Das neue Duo

Lesezeit: 2 min

München möchte Dachau beim Bau eines vierten Gymnasiums in Karlsfeld unterstützen

Von Wolfgang Eitler, Dachau/München

Der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) rechnet mittlerweile fest damit, dass ein neues Gymnasium in Karlsfeld gemeinsam mit der Landeshauptstadt München errichtet werden kann. Wie der Pressesprecher des Landratsamts, Wolfgang Reichelt, der SZ Dachau mitteilte, haben Löwl und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in persönlichen Gesprächen eine Kooperation informell vereinbart. Außerdem hätten sich beide in E-Mails ausführlich zu dem Thema ausgetauscht.

An diesem Freitag wird Landrat Löwl dem Schulausschuss des Kreistags auf Antrag der CSU über den Stand der Verhandlungen berichten. Wie Reichelt weiter ausführte, hätten OB Reiter und seine Stellvertreterin, die dritte Bürgermeisterin Christine Strobl, "positive Signale gesendet". Landrat Löwl, der am Donnerstag nicht erreichbar war, ließ folgendes Zitat durch seinen Pressesprecher übermitteln: "Die Stadtspitze hat ihre grundsätzliche Bereitschaft für eine Zusammenarbeit erklärt." Über die Absichtsreklärung zwischen dem Landkreis und Münchens Stadtspitze hinaus, sei noch nichts weiter vereinbart, teilt Pressesprecher Reichelt weiter mit. Dazu zählt er "Detailfragen", wie die Größe, die Kosten und deren Aufteilung.

Unabhängig davon, ob es tatsächlich zu dem gemeinsamen Schulprojekt kommt, sind allein schon die ernsthaft geführten Gespräche zwischen dem Landkreis und München aus Dachauer Sicht als Fortschritt zu bewerten. Der frühere CSU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Blasius Thätter, ehemals Bildungsexperte der CSU im Bayerischen Landtag, erinnert sich an die zahlreichen Bemühungen aus Dachau, die Landeshauptstadt für eine gemeinsame Schulentwicklung zu gewinnen. Schon in den neunziger Jahren hätten der damalige Karlsfelder Bürgermeister Fritz Nustede, der frühere Landrat Hansjörg Christmann und er vergeblich darum geworben. Im Münchner Schulreferat wie auch von Seiten des Stadtrats sei stets erklärt worden, dass eine solche interkommunale Zusammenarbeit nicht in Frage komme. Thätter zitiert den von Münchner Seite ständig wiederholten Hinweis, "dass die Nahverkehrssituation in München so gut ist, dass die vorhandenen Schulen jedem Schüler zuzumuten sind". Deswegen lehnte München eine gemeinsame Realschule in Karlsfeld ab. Und bisher ein gemeinsames Gymnasium.

Allerdings hat der Dachauer Vorschlag an Attraktivität gewonnen. Denn unter der Leitung des Josef-Effner-Gymnasiums hat der erfolgreiche Aufbau einer gebundenen Ganztagsschule begonnen, die noch in den ehemaligen Gebäuden der staatlichen Realschule untergebracht sind. Diese müssten allerdings generalsaniert werden, was der Kreistag als politisches Gremium des Landkreises ablehnt. München könnte also in ein modernes Schulprojekt einsteigen. Außerdem dürfte es dem Bayerischen Kultusministerium schwer fallen, weiter ein viertes Gymnasium für den Landkreis abzulehnen, wenn München hinzukommt. Bis jetzt reichten ihm die kalkulierten Schülerzahlen nicht aus.

Auf der Feier zum 50. Jubiläum der Verbandsgrundschule Mitte der Woche in Karlsfeld hob Landrat Löwl deren Bedeutung für "das Landkreisprojekt viertes Gymnasium" hervor. Indirekt bekannte er sich noch einmal zum Standort Karlsfeld. "Warum sollten die Kinder nach der Grundschule nicht nebenan ins Gymnasium gehen können?" Diesen Zusammenhang betonte er nochmals in einer Stellungnahme für die SZ: "Allein schon der Neubau und die Ausweitung der Verbandsgrundschule in Karlsfeld zeigt, dass hier ein großes gemeinsames Schülerpotenzial vorhanden ist. Schülerinnen und Schüler, die bereits in Karlsfeld zur Grundschule gehen, würden wohl auch in Karlsfeld auf ein Gymnasium gehen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2548123
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.07.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.