Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Dachau:"Es geht darum, Druck aufzubauen"

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Jonathan Westermeier kandidiert für Die Linke und Die Partei als Landrat. Doch wie passt Satire und ernsthafte Politik auf kommunaler Ebene zusammen?

Interview von Julia Putzger, Dachau

Jonathan Westermeier, ehemaliger Landtagskandidat und Sprecher von Fridays for Future Dachau, bewirbt sich um den Posten des Landrats. Die Linke und die Satirepartei Die Partei haben ihn gemeinsam nominiert.

SZ: Herr Westermeier, Sie sind eigentlich im Kreisverband Amper der Linken aktiv und nun durch die Kooperation mit Der Partei als Landratskandidat aufgestellt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit einer Partei, deren Inhalte zu einem großen Teil aus Satire bestehen?

Jonathan Westermeier: Da gibt es keine Probleme. Wie viel Satire in der Partei Die Partei steckt, hängt von den Ortsverbänden in ab. In Dachau sind wir da sehr kompatibel. Außerdem gibt es, seit Martin Sonneborn im Europaparlament ist, viele innerhalb der Partei, die absolut sinnvolle und produktive Politik machen wollen, eben manchmal mit satirischen Mitteln. Aber es geht um konstruktive Veränderung und das funktioniert auch auf der kleineren Ebene des Landkreises, wo es ums tatsächliche Anpacken geht, ganz hervorragend.

Was erwarten Sie sich von den Kommunalwahlen und machen Sie sich tatsächlich Hoffnungen auf die Position des Landrats?

Das ist natürlich Schmarrn und nicht realistisch. Aber es geht darum, Druck aufzubauen und schließlich den neuen Landrat oder die neue Landrätin in die richtige Richtung zu befördern, in der wir auch das eine oder andere Thema platzieren können. Uns geht es darum, dass hier langfristig - und im Optimalfall auch kurzfristig - die richtigen Dinge passieren, und nicht um irgendwelche Positionen und Machtoptionen, wie sie vielleicht andere Parteien verfolgen.

Auf welchen Themen liegt dabei der Fokus?

Der jahrelange, in der Politik übliche Fokus auf das Auto schadet allen. Man muss diesbezüglich aber keine Verbote durchsetzen, sondern ein Gegenangebot machen zum Beispiel mit bezahlbarem öffentlichen Personennahverkehr. Es geht nicht darum, den Menschen etwas wegzunehmen, sondern für alle gewinnbringend zu arbeiten - da sehe ich im Moment aber wenige Parteien, die das wirklich wollen. Auch das Thema Bildung fällt zumindest teilweise in das Aufgabengebiet des Landrats. Besonders wenn es darum geht, Bildung moderner zu gestalten, sehe ich großen Nachholbedarf. Auch bei den Themen Flächenversiegelung und Naturschutz würde ich mir progressivere Gedanken wünschen.

Vor allem aufgrund der Verwendung von Satire hat man bei der Partei Die Partei oft das Gefühl, das es kein wirkliches Konzept hinter den Forderungen steht. Gibt es für die Arbeit im Landkreis konkrete Lösungsansätze?

Ich kann als Linker natürlich nur für die derzeitige Kooperation sprechen. Aber ich weiß, dass auch in der Partei konstruktiv an Themenschwerpunkten gearbeitet wird. Und schlussendlich ist es meiner Meinung nach vor allem bei den Kommunalwahlen nicht immer so relevant, was es für Konzepte gibt, weil das lokal meist schwer umsetzbar ist und immer anders kommt. Es ist viel wichtiger, dass wir eine sehr junge, extrem durchmischte und extrem kompetente Liste haben, die zu jedem Fachgebiet etwas beitragen kann.

Seit 2017 sind Sie politisch aktiv, 2018 kandidierten Sie für die Landtagswahl. Welche Erfahrungen haben Sie in der Politik bisher gemacht?

Es zählen leider oft nicht die Fakten, sondern es geht viel mehr darum, wiedergewählt zu werden und sich dementsprechend richtig zu platzieren. Das scheint leider ein Erfolgskonzept zu sein. Das wusste ich aber schon vorher und deshalb bin ich politisch aktiv geworden, um Themen zu platzieren und Sachpolitik zu betreiben.

Sie sind auch Sprecher Fridays for Future Dachau. Die Bewegung distanziert sich eigentlich von einer klaren politischen Zugehörigkeit. Stellt ihr Engagement ein Problem dar?

Fridays for Future ist überparteilich, nicht unpolitisch. Ich bin nicht Fridays for Future Dachau, sondern nur ein Teil davon. Natürlich gibt es in der Gruppe unterschiedliche Auffassungen dazu, aber insgesamt widerspricht das nicht unserem Aktionskonsens.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2020
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