Süddeutsche Zeitung

Dachau:Haftbefehl wegen Mordverdachts nach Beziehungsdrama

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Von Viktoria Großmann, Dachau

Gegen den 50-jährigen Mann, der am Montagvormittag in Dachau Ost seine Frau getötet haben soll, wurde Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes erlassen. Der Mann legte noch am Nachmittag bei der Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck ein Geständnis ab. Er war es auch, der nach der Tat aus der gemeinsamen Wohnung per Notruf die Polizei verständigte. Der Notarzt konnte jedoch die 43-Jährige nicht mehr retten. Sie starb an mehreren Stichverletzungen.

Das Paar hat zwei schulpflichtige Kinder, die jedoch nicht bei den Eltern lebten, sondern vom Jugendamt in Obhut genommen wurden. Die Kinder werden nun psychologisch betreut. Die Kinder sollen nicht erfahren, wie genau und mit welcher Waffe ihre Mutter getötet wurde, sagt Günther Beck, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, der deshalb zum genauen Tathergang keine Angaben macht. Auch zu möglichen Vorstrafen oder früheren Verfahren wegen häuslicher Gewalt wollen sich Polizei und Staatsanwaltschaft bisher nicht äußern.

Die Kripo befragt Nachbarn, Bekannte und Freunde des Ehepaars

Nachbarn des Ehepaars, das in einer Dachgeschosswohnung eines Mehrfamilienhauses wohnte, berichteten, sie hätten das Paar schon früher streiten gehört. Auch die Polizei sei schon mehrmals gerufen worden, weil es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen sein soll. Die Kripo befragt derzeit noch Nachbarn, Bekannte und Freunde des Ehepaars, um das Verhältnis besser einschätzen zu können und überprüft die Aussagen des mutmaßlichen Täters. Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft rechnet mit einer Zeit von drei bis vier Monaten, bis es zu einer Anklageerhebung kommt. Dass der Haftbefehl nun wegen Mordverdachts erging, könnte mit Heimtücke oder der Grausamkeit der Tat begründet werden. Genaueres konnte die Polizei dazu am Dienstag nicht sagen.

In Fällen häuslicher Gewalt versucht die Polizei Dachau, die Frauen in Beratungen davon zu überzeugen, sich zu trennen und sich nicht weiter der Gewalt auszusetzen, erklärt Polizist Björn Scheid. Oft gebe es Hinweise aus der Nachbarschaft, dann meldeten sich die Polizisten selbst bei den Betroffenen, um nach dem rechten zu schauen. Wenn die Frauen bereit sind, sich helfen zu lassen, werden sie an die Dachauer Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt, kurz Distel, vermittelt. Hier gibt es Rechtsberatung und Vermittlung in Schutzunterkünfte. Eine erste Anlaufstelle ist der Frauennotruf. In München und Freising versucht man bereits, präventiv mit den Tätern zu arbeiten.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2016
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