Süddeutsche Zeitung

Dachau:Bauträger kauft Rössler-Anwesen

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Die C.S. Invest GmbH München plant die komplette Umgestaltung der vier miteinander verbundenen Gebäude in der Altstadt.

Von Robert Stocker, Dachau

Die Zukunft des ehemaligen Rössler-Anwesens ist geklärt: Die Eigentümerin hat die vier miteinander verbundenen Gebäude in der Dachauer Altstadt an den Münchner Bauträger C.S. Invest GmbH verkauft. Laut Marcus Rössler, Inhaber des traditionsreichen Dachauer Schuhgeschäfts, werden die alten Gebäude komplett umgestaltet. Geplant sind offenbar Eigentumswohnungen mit Tiefgaragen und Ladenflächen im Erdgeschoss. Darauf weisen Aushänge in den Schaufenstern der alten Geschäftsräume hin. Der Investor war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Geschäftsinhaber Marcus Rössler betont jedoch, dass das Schuhhaus weiter existiert und nur ein Haus weiter ins benachbarte Koller-Anwesen gezogen ist.

Monate lang kursierten Gerüchte und Spekulationen um die Zukunft des markanten, historischen Anwesens in der Dachauer Altstadt. Im Laufe des vergangenen Sommers wurde klar, dass das Anwesen verkauft werden soll. Die Gebäude gehörten der Mutter von Marcus Rössler, der das Anwesen gern erworben hätte. Doch die beiden konnten sich nicht über den Kaufpreis einigen. Im Herbst zog das Schuhhaus Rössler ins Koller-Anwesen, in dem vorher die Commerzbank ansässig war. Marcus Rössler mietete die frei gewordenen Räume an.

1765 gegründet und noch immer im Geschäft

Der Geschäftsinhaber stellt zwei Dinge klar: Zum einen existiere das Schuhhaus Rössler weiter in der Altstadt, zum anderen werde das ehemalige Schuhhaus komplett umgestaltet. Baubeginn ist voraussichtlich Sommer 2016. "Das ist gut für die Belebung der Altstadt", sagt er. "Das alte Gebäude verrottet nicht und wird kein Schandfleck, sondern entsteht in Kürze neu." Wie ihm der Käufer mitgeteilt hat, sollen im Erdgeschoss Ladenflächen und im ersten Stock Eigentumswohnungen von 1,5 bis 5 Zimmern entstehen. Das 1765 gegründete Schuhhaus Rössler ist seit 250 Jahren im Familienbesitz. Diese Tradition will der Geschäftsinhaber weiterführen - am neuen Standort im Koller-Anwesen. "Wir haben jetzt sogar eine bessere Lage und dazu eine schönere Optik", sagt der Chef des Schuhhauses.

Mit dem Verkauf des Rössler-Anwesens sind Überlegungen der Stadt vom Tisch, die Gebäude für eine Erweiterung der Stadtverwaltung zu erwerben oder anzumieten. Die Stadtratsfraktionen von SPD, Bündnis für Dachau und Bündnis 90/Die Grünen hatten im Sommer die Option ins Spiel gebracht, das Bürgerbüro im Rössler-Anwesen unterzubringen. Die Räume des Bürgerbüros in der Pfarrstraße platzen aus allen Nähten. Durch den regen Parteiverkehr herrscht dort häufig eine drangvolle Enge. Die Situation, argumentierten SPD, Bündnis für Dachau und Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag, sei den Mitarbeitern auf Dauer nicht zuzumuten. Durch den Umzug des Schuhhauses Rössler in das Koller-Anwesen sahen die Antragsteller die Chance, dass das Bürgerbüro weiterhin in der Altstadt und somit in der Nähe des Rathauses bleibt.

Kurze Wege für den Bürger

Der Vorteil: Die Bürger hätten eine Stadt der kurzen Wege. Weite Strecken seien selbst im Zeitalter der digitalen Vernetzung sowohl für die Verwaltung als auch für den Parteiverkehr hinderlich. Dazu gebe es einen weiteren positiven Aspekt: Der Publikumsverkehr fördere die Belebung der Altstadt und sei für die Geschäfte wichtig. Das Ordnungsamt, das Rechtsamt und die Wirtschaftsförderung befinden sich in der Augsburger Straße, das Kulturamt in der Konrad-Adenauer-Straße neben der Gemäldegalerie und das Bürgerbüro in der Pfarrstraße.

In einem Grundsatzbeschluss im September legte der Stadtrat fest, dass sich die Verwaltung auf die Altstadt konzentrieren soll. Außerdem wollte die Stadt in Verkaufsverhandlungen um das Rössler-Anwesen treten. "Wir interessieren uns grundsätzlich dafür, wenn ein Gebäude in der Altstadt frei wird", sagt Florian Scherf, stellvertretender Leiter der Kämmerei. Doch der Preis war der Stadt offenbar zu hoch. Um das Bürgerbüro im Rössler-Anwesen unterzubringen, wären weitere Investitionen für den Umbau nötig gewesen.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2015
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