Süddeutsche Zeitung

Dachauer CSU:August Haas - Ein Mann für die Bauern

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Nach dem Verzicht Anton Kreitmairs auf eine erneute Landtagskandidatur schickt die Dachauer CSU Haas ins Rennen. Der Landwirt und Stadtrat sieht sich als Individualist.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Bernhard Seidenath strahlt, Anton Kreitmair lächelt, aber August Haas schaut recht grimmig. Aber das muss ja nichts heißen. "Ich bin ein grantiger Mensch", sagt der Dachauer Stadtrat, um dann selbst verschmitzt zu grinsen. Bei der Dachauer CSU sind sie offensichtlich zufrieden und zu Späßen aufgelegt.

Für die kommenden Landtagswahlen am Sonntag, 14. Oktober, glauben sie im Dachauer Landwirt Gustl Haas den idealen Zweitstimmenkandidaten als Nachfolger für den scheidenden Bauernpräsidenten Anton Kreitmair gefunden zu haben. Haas sei ein "echtes CSU-Urgestein, ein Mann mit Prinzipien, ein homo politicus", schwärmt Seidenath. Seine Nominierung sei "eine bestechende Idee", findet er.

Seidenath hatte nicht viel Zeit, um einen Nachfolger für den beliebten Bauernobmann Anton Kreitmair aus Kleinberghofen zu finden. Bis kurz nach Ostern hatte Kreitmair noch mit sich gehadert und die Entscheidung vor sich hergeschoben, ob er nochmals für den Landtag kandidieren soll.

Nach langem Hin- und Herüberlegen blieb er aber dabei, dass die Doppelbelastung als Politiker und Bauernsprecher zu viel für ihn sei. Seidenath sah sich folglich mit der komplizierten Aufgabe konfrontiert, auf die Schnelle eine Alternative hervorzuzaubern, die zumindest ansatzweise an die Beliebt- und Bekanntheit eines Anton Kreitmair heranreicht. Und da kam ihm August Haas in den Sinn.

Diese Wahl folgt durchaus einer Logik. Kreitmair war als oberbayerischer Bauernpräsident Ansprechpartner für mehr als 32 000 Bauernfamilien aus Oberbayern - er hatte eine große Lobby und Wählerschaft unter den Landwirten. Dieses Klientel will die CSU nun um jeden Preis halten. Mit August Haas hat man sich deshalb bewusst wieder für einen Landwirt aus dem Landkreis Dachau entschieden.

"Er deckt das landwirtschaftliche Umfeld ab, das im Landkreis Dachau stark ausgeprägt ist", sagt Seidenath. Haas, davon ist er überzeugt, spreche sowohl das städtische als auch das ländliche Publikum an. Oder mehr noch: "Wir bieten den Landwirten aus ganz Oberbayern den Gustl Haas für ihre Zweitstimme an", sagt Seidenath.

Haas, 57, ist seit nunmehr 40 Jahren CSU-Mitglied und seit 20 Jahren im Dachauer Stadtrat. Bei den vergangenen Kommunalwahlen, darauf verweist er stolz, hat er die zweitmeisten Stimmen aller Stadträte erhalten. Nicht weniger selbstbewusst spricht er über seinen landwirtschaftlichen Betrieb in Neuhimmelreich.

Nachdem er fünf Jahre für die Finanzämter in München und Dachau gearbeitet hatte, machte er sich 1991 als Landwirt selbständig. Viele hätten ihm nicht zugetraut, dass er mit seinem kleinen Hof überleben würde, erzählt er. Haas aber belehrte sie eines Besseren. Die wichtigste Frucht auf seinen Feldern, die er höchstpersönlich beackert, ist die Kartoffel.

Politisch bezeichnet sich Haas als Individualisten

Politisch bezeichnet sich der 57-Jährige als "Individualisten", der seine eigene Meinung vertrete und notfalls auch gegen seine Fraktion stimme. Aus parteiinternen Arbeitsgruppen und Gremien hält er sich fern. Anders als Kreitmair ist er aus dem Bayerischen Bauernverband ausgetreten, nachdem er mit Kreitmairs Vorgänger einige Meinungsverschiedenheiten hatte. "Politik bedeutet für mich Verantwortung im Staat und in der Gesellschaft zu tragen", sagt er. Als ihm die Kandidatur angetragen wurde, habe er nicht lange überlegen müssen.

"Ich war sofort bereit, meinen Namen und meine Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen." Als amtierender Stadtrat, der er auch bleiben will, werde er im Landtag die kommunale Arbeit unterstützen und dafür sorgen, dass vom Freistaat mehr Geld für kommunale Projekte fließt und weniger bürokratische Hürden gestellt werden. Das Auseinanderdriften von Stadt und Land will er beenden und beide zu einer Einheit zusammenfügen. Agrarpolitisch bezeichnet er sich als liberal. "Ich bin vielseitig und sehr interessiert", fasst er seine Eigenschaften zusammen.

Bernhard Seidenath, der seit 2008 im Landtag sitzt, ist überzeugt, mit "Gustl" Haas ein kongeniales Duo im Wahlkampf zu bilden. Ins Rennen um die Erststimmen für den Bezirkstag geht für die CSU abermals der Altomünsterer und amtierende Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Für die Zweitstimme hat die Landkreis-CSU am Montag die erst 28-jährige Julia Grote aus Dachau nominiert. Die engagierte Bankerin ist seit 2014 Pressesprecherin der Jungen Union Oberbayern und seit vergangenem Jahr JU-Kreisvorsitzende. Im Bezirkstag will sie sich existenziellen Problemen wie Depressionen oder Essstörungen annehmen und das öffentliche Bewusstsein für "diese schweren Themen" schärfen. "Ich will eine Anlaufstelle sein für Menschen, die Hilfe brauchen."

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SZ vom 18.04.2018
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