Süddeutsche Zeitung

Auf der Suche nach Synergieeffekten:Campus Hebertshausen

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Machbarkeitsstudie soll untersuchen, welche Chancen ein Schulzentrum in der Dachauer Nachbargemeinde hat

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Wenn es nach Überlegungen des Landkreises geht, könnte Hebertshausen langfristig zu einem bedeutenden Schulstandort werden. Derzeit gibt es in der 5700-Einwohner-Gemeinde eine reguläre Grund- und Mittelschule, die 346 Mädchen und Buben besuchen. Zudem logiert seit vorigem Jahr im Ort die Elisabeth-Bamberger-Schule für Kinder mit sozial-emotionalem Förderbedarf. Diese Einrichtung in Trägerschaft des Franziskuswerks ist dort befristet in einem Container-Bau untergekommen, die Suche nach einem dauerhaften Standort läuft. Gleichzeitig tut sich langfristig an der Dachauer Greta-Fischer-Schule Handlungsbedarf auf, weil diese Einrichtung auf der Thoma-Wiese keine Entwicklungsmöglichkeiten hat. Vor diesem Hintergrund sollen nun die Chancen für einen "Schulcampus Hebertshausen" mit Ansiedlung von Förderschulen geprüft werden. "Was lässt sich dort realisieren und mit welchen Synergieeffekten", beschreibt Landrat Stefan Löwl (CSU) die Fragestellung. Rathauschef Richard Reischl (CSU) ist begeistert: "Dieses Projekt wäre ein Gewinn." Im Gemeinderat gab es auch Bedenken, doch eine Mehrheit stimmte der Machbarkeitsstudie zu.

Akute Sachzwänge, langfristig absehbare Entwicklungen, sich eröffnende Standortoptionen: Vor diesem Hintergrund stellt der Landkreis nun grundsätzliche Überlegungen an, das Förderschulwesen auf lange Sicht möglicherweise neu zu ordnen. Dabei ist von Interesse, welche Synergieeffekte sich ergeben könnten aus einer engen Zusammenarbeit von Förderschulen mit einer regulären Grund- und Mittelschule, wie sie in Hebertshausen möglich wäre. Eine Machbarkeitsstudie soll prüfen, "ob und was geht", erklärt Landrat Löwl. Wichtig ist eine konkrete Zukunftsoption momentan vor allem für die Bamberger-Schule, die derzeit 66 Mädchen und Buben mit emotional-seelischem Förderbedarf besuchen. Diese Einrichtung ist in Hebertshausen in einer provisorischen Container-Anlage untergebracht, die nur für fünf Jahre zur Verfügung steht. Ein Grundstück für einen Neubau wird gesucht, "Gespräche mit Dachau, Karlsfeld und Fürstenfeldbruck laufen", berichtete Bürgermeister Reischl (CSU) den Gemeinderäten. Doch konkrete Angebote gibt es offenbar nicht. Gleichzeitig sieht sich der Landkreis mit der Tatsache konfrontiert, dass das Sonderpädagogische Förderzentrum der Greta-Fischer-Schule in Dachau keine räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat. Das Areal an der Thoma-Wiese ist zu beengt für Erweiterungsbauten. Dagegen gibt es in Hebertshausen zentrale freie Flächen gegenüber der Grundschule, wo bereits die provisorische Bamberger-Schule steht. Dort könnte diese Einrichtung auch langfristig eine Zukunft haben. Und für die Greta-Fischer-Schule sollen die Optionen geprüft werden. "Wir werden die Greta-Fischer-Schule nicht in ein paar Jahren komplett verlegen, aber eventuell einen zweiten Standort aufbauen", erklärt Löwl. Die Machbarkeitsstudie soll alle Möglichkeiten prüfen.

Die Vorteile eines "Schulcampus Hebertshausen" liegen für Bürgermeister Richard Reischl auf der Hand: Die Schulen würden von der gegenseitigen Kooperation profitieren. Förderschulen seien auf die Zusammenarbeit mit einer Regelschule angewiesen, aber gewinnen könnte auch die Mittelschule, wenn leistungsstärkere Förderschüler übertreten. Ein wichtiger Punkt, denn die Hebertshausener Mittelschule führt nur eine Klasse je Jahrgang, ihr langfristiger Fortbestand steht immer wieder in Frage. Auch für die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr könnte es Vorteile bringen, Standort eines überörtlichen Schulcampus zu sein, hofft Reischl.

Doch seine Begeisterung teilen nicht alle Gemeinderäte. Überörtliche Schulen "gehören in die Stadt", findet Martin Gasteiger (FW). Genauer ins Schulzentrum Augustenfeld, "nicht in unsere Ortsmitte" konkretisierte Caroline Heinz (SPD). Die zentralen Grundstücke im Dorf "wollen wir für unsere Bürger", sagt Heinrich Schönwetter (SPD). Doch anders als der Landrat, der klar "die Wiese gegenüber der Schule" als potenziellen Förderschulstandort benennt, sieht der Bürgermeister die Machbarkeitsstudie nicht auf dieses Grundstück begrenzt. Geprüft würden vier Areale in Hebertshausen: am Bahnhof, am Ortsrand neben dem Feuerwehrhaus, auf der Schulsportanlage und zentral im Ortskern. Bürgermeister Reischl versprach, "unsere Aspekte noch in die Machbarkeitsstudie einzubringen."

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SZ vom 20.07.2017
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