Süddeutsche Zeitung

Altomünster:Wohin mit den Obdachlosen?

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Von Horst Kramer, Altomünster

"Obdachlosigkeit ist ein Schicksal, das heutzutage viele Menschen treffen kann." So lautete die zentrale Aussage des Altomünsterer Bürgermeisters Anton Kerle (CSU) bei der jüngsten Zusammenkunft des Marktgemeinderats, bei dem unter anderem über Wohnangebote für Menschen ohne festen Wohnsitz diskutiert wurde.

Kerle äußerte diesen Satz energisch, wohl auch weil er aus den Wortbeiträgen der Ratsmitglieder einen diskriminierenden Unterton heraushörte. Der Rathauschef und seine Verwaltung hatten dem Gremium vorgeschlagen, einen Wohncontainer für Obdachlose auf einem Grundstück in zentraler Lage zu errichten: ein unscheinbares Wohnhaus am Eck zwischen der Stumpfenbacher Straße und der Bahnhofstraße. Zuvor sollte das in die Jahre gekommene Gebäude auf dem Areal renoviert und zwei Nebengebäude - eine Garage und ein Holzstadl - abgerissen werden.

Die T-Kreuzung ist stark befahren, verbindet sie doch die zentrale Verbindungsstraße der Marktgemeinde mit der Staatsstraße 2025 von Aichach nach Dachau mit der Zufahrtsstraße zum Gewerbegebiet im Süden der Kommune. Der Bahnhof ist nur gute 100 Meter entfernt, gegenüber der Bahnhofstraße liegt ein Seniorenwohnheim.

Mehrere Gemeinderäte opponierten gegen Kerles Pläne. Manfred Keller (FWG) fand die Stelle zu prominent für einen Obdachlosen-Container: "Da kommen täglich sehr viele Menschen vorbei." Georg Huber junior (CSU) fand, dass der "stolze Preis", (der in einer der vorigen Sitzungen nicht-öffentlich behandelt worden war), den die Gemeinde für das Grundstück gezahlt hatte, besser investiert werden müsste. Keller plädierte für einen Obdachlosen-Container im Gewerbegebiet, wo schon die Asylbewerber untergebracht worden waren.

Wieder wurde Kerle leidenschaftlich. "Eine Obdachlosenunterkunft ist keine Negativeinrichtung", entgegnete er seinen Kritikern. Später hob er aber noch die "soziale Kontrolle" hervor, die durch die zentrale Lage erreicht werde. Den Vorschlag, die Asylbewerber-Container zu nutzen, lehnte er ab: Diese seien als temporäre Lösung gedacht gewesen, so Kerle, und auch als Wohnung nicht geeignet: "Das sind ja eher Massenunterkünfte", befand der Bürgermeister, außerdem sei Wohnen im Gewerbeareal ohnehin nicht gestattet.

Der Marktgemeinderat einigte sich schließlich mehrheitlich darauf, einen Obdachlosen-Wohncontainer in der Schulstraße 25 aufzustellen. Zuvor müssen dort aber sowohl das Stadl als auch die Nebengebäude abgerissen und das Haupthaus renoviert werden. Die Verwaltung hat Kosten von rund 23 000 Euro vorgerechnet.

Wie nachhaltig die Lösung ist, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Kerles Stellvertreter Josef Wiedmann (FWG) wollte dann noch wissen, wie es um die Planungen eines Kreisverkehrs an der verkehrsbelasteten T-Kreuzung stehe. Noch einmal wurde Kerle emotional: "Die Normenkontrollklage des Bund Naturschutz ist seit mehr als zwei Jahren offen." Der BN hatte seinerzeit gegen die Pläne der Kommune, das Gewerbeareal mit einer Verbindungsstraße - die im Ort unter dem Namen "Holzweg" berühmt-berüchtigt ist - an die Staatsstraße anzubinden.

Sollte dies nicht gelingen, muss sich die Kommune anderweitig nach Lösungen für das wachsende Verkehrsaufkommen im Ort umsehen. Amtsleiter Christian Richter zeigte sich aber optimistisch: "Bis auf die Stoßzeiten packt es die Kreuzung fast immer." Das werde wohl auch die nächsten fünf bis zehn Jahre so bleibe, prophezeite Richter.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2018
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