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Altomünster:Altomünster beschließt Haushalt

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Altomünster ist bisher recht gut durch die Corona-Krise gekommen, das wird auf der Haushaltssitzung klar. Grund dafür ist auch die gute Baukonjunktur. Bürgermeister Reiter will sie mit weiteren Investitionen verlängern

Von Horst Kramer, Altomünster

Vor genau einem Jahr empfahl der frisch installierte Altomünsterer Bürgermeister Michael Reiter (FWG) seinem Gemeinderat: "Wir müssen auf Sicht fahren." Zu vieles war unklar nach zwei Monaten Pandemie. Bei der Haushaltssitzung 2021 war die Stimmung nun deutlich besser. Denn die Baukonjunktur hat seiner Kämmerin Andrea Niedermayr Gewerbesteuereinnahmen in einer völlig unerwarteten Höhe beschert: 3,4 Millionen Euro landeten in ihrer Kasse; mit zwei Millionen hatte sie gerechnet. Und da auch die Einkommensteuern im vergangenen Jahr stiegen, kann sie heuer rund 3,8 Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen, um die vielen neuen Projekte der Kommune zu finanzieren. Ganz reicht das aber wohl nicht: Zusätzlich ließ sich Reiter von seinem Gremium eine Kreditaufnahme von einer Millionen Euro genehmigen.

Tatsächlich ist Niedermayrs Zahlenwerk nicht anzumerken, dass derzeit überall Krisenstimmung herrscht. Der Verwaltungshaushalt ist um rund acht Prozent auf etwa 15,8 Millionen Euro gestiegen, der Vermögenshaushalt dafür um fast 18 Prozent auf rund 6,5 Millionen Euro gesunken. Der Gesamthaushalt ist mit 22,3 Millionen hingegen praktisch auf Vorjahresniveau. Interessant ist, dass die Marktgemeinde dennoch fast 4,6 Millionen Euro in Baumaßnahmen stecken will. Davon rund 1,94 Millionen Euro in den Hochbau und 1,92 Millionen in die Kanalisation - beides sogenannte rentierliche Ausgaben, also solche, die zu neuen Einnahmen führen.

Die Baubranche spielt im Altoland eine wichtige Rolle: von namhaften Straßenbau- und Hochbauunternehmen bis zu zahlreichen Handwerksbetrieben, die direkt oder indirekt vom Bau von Gebäuden oder der Ausstattung von Wohnungen leben. Reiter setzt sozusagen auf einen lokalen Bauboom: "Bauen gegen das Virus" könnte sein Programm lauten - die zahlreichen Neubaugebiete, die der Gemeinderat in den vergangenen Monaten auf die Schiene gesetzt hat, sprechen für sich. Der FWG-Rathauschef ist mit dieser Politik kein Einzelfall: Überall im Dachauer Land setzen seine Kollegen auf Wachstum. Mancherorts ökologisch-nachhaltig wie in Petershausen mit der energetisch innovativen Rosenstraßensiedlung, andernorts eher konventionell wie in Odelzhausen, wo derzeit ein weiteres, wenngleich sehr kleines neues Gewerbegebiet ausgewiesen wurde.

Altomünsterers Kämmerin schenkte dem Gemeinderat allerdings noch einen dicken Wermutstropfen ein: "Gewerbesteuereinnahmen wie im vergangenen Jahr werden wir auf viele Jahre nicht mehr haben." Heuer erwartet sie nur noch 2,2 Millionen Euro an Zahlungen von den örtlichen Betrieben. "Viele Branchen leiden derzeit an Material- und Teilemangel", erzählte sie im Vorgespräch mit der Presse. So fehle zum Beispiel Bauholz.

In den kommenden Jahren erwartet sie nur einen leichten Gewerbesteueranstieg von 2,5 Millionen (2023) über 2,7 Millionen (2023) bis 2,9 Millionen (2024). Auch beim Einkommenssteueranteil, der der Gemeinde zusteht, zeigt sich die Kämmerin vorsichtig: Von 5,3 Millionen Euro (2020) könnten die Einnahmen auf 5,4 Millionen (2021) und 5,5 Millionen (2022) bis zu 5,7 Millionen (2024) steigen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte Altomünster vom Finanzminister immerhin schon einen Einkommenssteueranteil von 5,6 Millionen Euro überwiesen bekommen. Zudem belastet die gestiegene Kreis- und Bezirksumlage Niedermayrs Kasse - heuer muss sie rund 4,6 Millionen Euro nach Dachau und München überweisen, fast 420 000 Euro mehr als im Vorjahr. Reiter vermied jegliche Deutung der finanziellen Lage seiner Gemeinde. Mag sein, dass er das anlaufende ISEK-Projekt abwarten will: Bei diesem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept müssen Perspektiven formuliert werden.

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Quelle:
SZ vom 20.05.2021
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