Süddeutsche Zeitung

Abenteuerspielplatz Haimhausen:Spiel und Spaß auf 18 000 Quadratmetern

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Vier Jahre lang hat die Gemeinde Haimhausen den in die Jahr gekommenen Abenteuerspielplatz saniert. Gekostet hat das Projekt 200 000 Euro - aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei der Umsetzung geholfen haben neben dem Zweckverband auch Schulen und Freiwillige

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Es passiert nicht alle Tage, dass in Haimhausen eine Schiffstaufe stattfindet. Am vergangenen Freitag aber war es so weit. Bürgermeister Peter Felbermeier nebst kleinen Assistenten schritten auf dem Abenteuerspielplatz an der Valleystraße zur Tat und ließen an der hölzernen Wand eines Wikingerbootes eine präparierte und mit Bonbons gefüllte Plastikflasche zerschellen.

Bei dem Schiff handelte es sich natürlich nicht um ein Schiff auf dem Wasser, sondern um ein Wikingerschiff, dass sicher auf festem Boden in einem kleinen Meer von Hackschnitzeln steht und die neueste Errungenschaft auf dem Abenteuerspielplatz ist. Die Einweihung des neuen Spielschiffes bildete den Abschluss der vier Jahre dauernden Generalsanierung des Spielplatzes, der in den Jahren 1999 bis 2001 errichtet wurde und naturgemäß bereits etwas in die Jahre gekommen ist. Zu der Feier waren viele Mütter, Väter, Kinder und auch Jugendliche gekommen, die das Wikingerschiff natürlich gleich enterten. Dazu gab es diverse Aktionen wie Stock- und Bogenschießen sowie Fußball auf dem Soccerfeld.

Bei der Sanierung des Abenteuerspielplatzes habe man sich, so Bürgermeister Peter Felbermeier, bei seiner kleinen Ansprach "immer an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientiert". Der Platz spiegle deshalb auch sehr schön "den Wandel" der Spielgewohnheiten wider. Man habe hier "nicht irgendwas hingebaut, sondern immer danach gehandelt, was den Kindern und Jugendlichen wichtig" ist. Er sei sehr stolz darauf, dass auch viele Nicht-Haimhauser den Spielplatz nutzen würden, sagte Felbermeier. Großes Lob sprach der Geschäftsführer des Zweckverbandes Jugendarbeit, Albert Schröttle, der Gemeinde aus: "Ich darf nun schon seit 20 Jahren Jugendarbeit für die Gemeinde machen." Für eine Gemeinde, die, so Schröttler, es auch zulasse, dass man sich verwirklichen dürfe.

Der Abenteuerspielplatz ist praktisch als Gemeinschaftsprojekt entstanden. Denn bei den Gestaltungsarbeiten haben sowohl Schulen und freiwillige Helfer mitgeholfen. Die festangestellten Mitarbeiter des Zweckverbandes haben dabei ganze Arbeit geleistet. Allen voran der nigerianische Holzkünstler Steven Ovbiebo, 33, der sämtliche Figuren und Skulpturen auf dem Abenteuerspielplatz entworfen und mit der Motorsäge gefertigt hat. Tatkräftig mitgeholfen haben bei der Gestaltung des Spielplatzes und beim Bau des neuen Wikingerschiffes, zu dem auch eine Hafenanlage gehört, auch Stefan Neumann, 29, und Remigiusz Golimowski, 34.

Eingesäumt ist das Wikingerschiff von Blühflächen und einer Klettermauer für die Kinder - ebenfalls gestaltet von den Mitarbeitern des Zweckverbandes. Neben dem Spielschiff wacht ein großer hölzerner Wikingermann darüber, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Der Bau des Spielschiffes war allerdings nicht alles. Neu errichtet wurde auch ein Spielturm. Erneuert wurde zudem der Bereich der Tunnelrutsche und die Seilkletteranlage. Ganz neu sind die Slacklineanlage zwischen Betonsteinen mit riesigem Totempfahl und ein künstlicher Baum mit einer Kleinkindschaukel und einem Baumhaus, ebenso der Soccerplatz. Rund 200 000 Euro hat sich die Gemeinde die vier Jahre dauernde Sanierung kosten lassen. "Geld das gut angelegt ist", wie Bürgermeister Felbermeier sagte. Das Kinder- und Jugendparadies befindet sich auf einer rund 18 000 Quadratmeter großen Grünfläche inmitten der Gemeinde. Es ist durch alten Waldbestand eingesäumt und enthält Blühflächen mit Steinen und Totholz, wo sich Kleinlebewesen wie 15 verschiedene Arten von Bienen, Frösche und Eidechsen wohlfühlen. Und das schon lange "bevor überhaupt jemand auf die Idee zur Rettung der Bienen gekommen ist", wie der Geschäftsführer des Zweckverbandes Albert Schröttle sagt.

Eingefasst sind die Blühflächen, die für die Kinder- und Jugendlichen tabu sind, mit einem bäuerlichen Holzzaun. Dass der Abenteuerspielplatz in seiner jetzigen Form besteht und nun schon seit mehr als 20 Jahre existiert, ist dem Zweckverband und der Gemeinde zu verdanken. Denn der Spielplatz war bei den Anwohnern nicht unumstritten. Er war sogar Gegenstand einer Petition im Landtag, weil die Anwohner übermäßige Lärmbelästigung durch spielende Kinder- und Jugendliche befürchteten. Zwischenzeit war sogar die Überlegung, den Abenteuerspielplatz an eine andere Stelle zu verlegen. Der Konflikt konnte aber diplomatisch und mit Fingerspitzengefühl gelöst wurde. Bürgermeister Peter Felbermeier sagte, "es wäre ein Frevel", würde man den Spielplatz inmitten des alten Baumbestandes aufgeben.

Geeignet ist der Spielplatz für Kinder im Alter von drei bis 16 Jahren. Er ist rund um die Uhr geöffnet und kostet keinen Eintritt.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2019
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