Süddeutsche Zeitung

Café Kitchenette:Frühstücken mit Sean Connery

Lesezeit: 3 min

Im Café Kitchenette am Harras in Sendling sind die Gerichte nach großen Filmstars benannt. Und eignen sich besonders gut für einen späteren Start in den Tag.

Von Ana Maria Michel

Mit einem Croissant und einem Becher Kaffee in der Hand steht Audrey Hepburn als Holly Golightly vor einem Juweliergeschäft in New York und betrachtet die Schmuckstücke im Schaufenster. Diese Szene aus dem Film Frühstück bei Tiffany ist berühmt geworden. Für ein entspanntes Frühstück steht sie allerdings nicht, drückt sie doch vielmehr eine Sehnsucht nach Luxus aus. Gemütlicher geht es dagegen im kleinen Café Kitchenette in Sendling zu. Auch hier kann man mit Audrey Hepburn frühstücken, deren Porträt an der Wand hängt und der man auch auf der Karte wieder begegnet. Gutes Essen ist hier jedoch zum Glück wichtiger als Glamour.

Was gibt es da und was kostet es?

Das Kitchenette liegt an einer ruhigen Ecke des Harras. Dass auf der Plinganserstraße die Autos an dem belebten Platz vorbeirauschen, bekommt man hier nicht wirklich mit. Von außen ist das Café eher unscheinbar, kaum etwas weist darauf hin, dass sich drinnen große Filmstars versammeln - zumindest an der Wand und auf der Speisekarte. "Audrey Hepburn" (7,80 Euro) steht hier etwa für ein Frühstück mit Lachs, Baguette und einem halben gekochten Ei mit Kaviar.

Viele der Frühstücksgerichte sind eher herzhaft und können ein Mittagessen ersetzen. So zum Beispiel auch "Omar Sharif" (10,50 Euro): Hinter dem Namen des berühmten Schauspielers, der vor allem für seine Rolle als Lawrence von Arabien bekannt ist, verbergen sich Datteln im Speckmantel und ein warmer Ziegenkäse mit Honig auf Salat, dazu gibt es Brot und Joghurt mit Früchten. "Frühstücken wie in 1001 Nacht" verspricht die Karte. Das ist es vielleicht nicht ganz, doch mit "Omar Sharif" bekommt man einen Teller mit frischen und gut zusammengestellten Zutaten, die man zum Frühstück womöglich noch nicht so häufig serviert bekommen hat.

Zu empfehlen ist auch "Sean Connery" (6,40 Euro). Im echten Leben hat der Oscar-Preisträger etwa James Bond gespielt, im Kitchenette steht sein Name für ein solides Rührei mit Speck, zu dem es Brot und ein kleines süßes Gebäckteilchen gibt. Nach Katerfrühstück oder einer Grundlage für alles, was der Tag noch so bringen wird, klingen auch "Mario Adorf" (10,70 Euro) mit Mixed Pickles, Speck, einem Spiegelei auf Brot und frisch gepresstem Orangensaft. Oder "Clint Eastwood" (14,50 Euro), das ist ein Rindersteak mit Spiegelei, Bratkartoffeln und Grilltomate.

Man könnte nun darüber spekulieren, ob Schauspieler womöglich eher Langschläfer sind und es nach dem Aufstehen deshalb deftig mögen. Oder man merkt sich einfach, dass sich das Café Kitchenette auch sehr gut für ein späteres Frühstück eignet, bis 16 Uhr wird es hier angeboten. Die Portionen sind nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, was schön ist, denn nach dem Frühstück hat man so eventuell noch Platz für ein Stück selbstgemachten Kuchen aus der Vitrine.

Aber auch auf der Frühstückskarte wird man fündig, wenn man es morgens nicht gerne deftig mag. "Sophia Loren" (11,20 Euro) bietet zum Beispiel Joghurt mit Früchten, ein Croissant mit Marmelade und frisch gepressten Orangensaft. Wer "Emma Watson" (6,30 Euro) bestellt, bekommt hausgemachte Scones mit Marmelade und Clotted Cream. Sehr britisch sind auch die Eier im Eggcoddler (ab 2,80 Euro), die man sich als Extra dazubestellen kann. Eggcoddler sind hübsche kleine Gefäße, in denen man rohe Eier erhitzt.

Wer es lieber bodenständig mag, bekommt mit "Heinz Erhardt" für 7,90 Euro Brot, Aufschnitt, Butter und ein gekochtes Ei. Da weiß man, was man hat. Für besondere Anlässe steht "Gina Lollobrigida" (18,50 Euro pro Person). Das Frühstück für zwei wird auf einer Etagere serviert und bietet mit Leckereien wie Croissants, Lachs oder Prosecco so ziemlich alles, was man sich bei einem üppigen Frühstück wünscht. Wenn es morgens mal schnell gehen muss, bietet sich "Marcello Mastroianni" (2,30 Euro), ein Croissant mit Marmelade, an. Wer mit den ganzen Prominenten und den Zusammenstellungen auf der Karte überhaupt nichts anfangen kann, kann sein Frühstück auch à la carte selbst gestalten.

Zu allen Gerichten passen zum Beispiel ein Cappuccino (2,90 Euro) oder ein Haferl Kaffee (3,30 Euro). Daneben gibt es verschiedene Tees, die entweder im Glas (2,90 Euro) oder im Kännchen (3,50 Euro) serviert werden. Als krönenden Abschluss kann man einen Marocchino (klein 2,90 Euro/ groß 3,90 Euro) bestellen, das ist flüssige Schokolade mit Espresso und Milchschaum.

Wen trifft man da?

Obwohl sich hier, zumindest was das Frühstück angeht, alles um Stars dreht und an der Decke ein Kronleuchter glitzert, ist das Kitchenette am Boden geblieben. In dem kleinen Café mit den schlichten Holztischen treffen sich Leute aus der Nachbarschaft zum Frühstück, Mittagessen oder um einen Kaffee zu trinken. Bei der Einrichtung fällt das Kitchenette durch kleine, aber feine Details wie Vintage-Zückerdöschen oder Süßigkeiten auf, die in Gläsern auf der Theke angeboten werden. Wenn das Wetter gut ist, kann man draußen auf dem kleinen Platz, der ein Ausläufer des Harras ist, sitzen.

Das Kitchenette ist ein Familienbetrieb, der auf Experten setzt. Die Kuchen werden zum Beispiel von einer Konditor-Meisterin gebacken, deren Meisterbrief an der Wand hängt. Das Café ist in Sendling beliebt, am Wochenende empfiehlt sich eine Reservierung. Wer einmal keinen Platz mehr bekommt, kann auf das zweite Café der Familie Raschdorf ausweichen. Das Café 111 in Obersendling ist größer als das Kitchenette am Harras, dafür allerdings auch nicht so zentral gelegen.

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