Süddeutsche Zeitung

Buchhändler:Hugendubel bleibt am Münchner Marienplatz - als Untermieter

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Von Katja Riedel

Die Buchhandelskette Hugendubel bleibt am Marienplatz - als Untermieterin der Deutschen Telekom, die in dem dann vollständig umgebauten Gebäude 2017 einen großen Laden eröffnen wird. Diese Nachricht überbrachten die Unternehmer Nina und Maximilian Hugendubel am Donnerstag erst ihren Mitarbeitern, dann der Öffentlichkeit, gemeinsam mit dem Eigentümer der Immobilie, der Bayerischen Hausbau, und mit der Telekom.

Seit im vergangenen Jahr bekannt geworden war, dass die Bayerische Hausbau den Mietvertrag für das 1979 eröffnete, erste Bücherkaufhaus Deutschlands nicht verlängert hatte, hagelte es Proteste gegen die Schließung des Traditionshauses. Von Kunden, aus der Kulturszene, aus der Stadtspitze. Im März übergaben Betriebsräte dem Zweiten Bürgermeister und Wirtschaftsreferenten Josef Schmid eine Online-Petition, die 9000 Münchner unterstützt hatten.

Die Geschwister Nina und Maximilian Hugendubel hatten ursprünglich selbst geplant, die Traditionsfiliale zu sanieren und nur in verkleinerter Form weiterzuführen, weil sie sich als Kaufhaus, auf der Großfläche, in Zeiten der harten Online-Konkurrenz nicht mehr gerechnet habe. Hugendubel setzt inzwischen auf kleinere Läden, schneller rotierende Sortimente und eine eigene Online-Strategie.

Wie Hugendubels Online-Strategie aussieht

Zu dieser gehört der E-Book-Reader Tolino, der mittlerweile in Deutschland den Konkurrenten Kindle von Amazon überholt hat und bei dem Telekom und Hugendubel, gemeinsam mit Partnern wie Libri, Thalia, Der Club und Weltbild, schon jetzt zusammenarbeiten. "Dabei ist eines ganz klar: Wir bekennen uns zum Buch - und zum stationären Handel vor Ort", sagte der geschäftsführende Gesellschafter Maximilian Hugendubel am Donnerstag im Münchner Literaturhaus.

Der Tolino soll auch die Brücke schlagen zwischen den Smartphone-Sortimenten der Telekom und den Büchern der Hugendubels. Wie geplant wird die jetzige Filiale, die für ihre roten Ledersessel und die Rolltreppen bekannt ist, Ende Januar 2016 schließen. Nach dem Umbau wird Hugendubel dann voraussichtlich im Sommer 2017 eine kleine Fläche im Erdgeschoss gegenüber dem Alten Peter beziehen, von dort aus soll es in die Verkaufsflächen im ersten und zweiten Stock gehen; auf insgesamt 1200 Quadratmetern werden dann Bücher verkauft, auf Papier und elektronisch. Einen Eingang vom Marienplatz aus wird es nicht mehr geben.

Keine Entspannung für die Mitarbeiter

Für die 85 Mitarbeiter bedeutet der Umbau allerdings noch keine Entspannung: Nina Hugendubel kündigte an, dass nicht für alle bisherigen Mitarbeiter in den übrigen Münchner Filialen am Stachus und in den Fünf Höfen sowie in den Pasing- und Riem-Arkaden Arbeitsplätze zur Überbrückung gefunden werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen hoffe man jedoch verzichten zu können. Wie viele Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren werden, ließ die Geschäftsführerin noch offen. In München betreibt das größte familiengeführte Buchhandelsunternehmen Deutschlands die meisten Filialen mit insgesamt 400 Mitarbeitern. Deutschlandweit gehören zu Hugendubel 90 Filialen mit 1700 Mitarbeitern.

Die deutsche Telekom hat die Verhandlungen exklusiv mit Hugendubel geführt. Dem Unternehmen ging es vor allem darum, einen Partner für die teure Großfläche zu finden, der inhaltlich zu Produkten und Philosophie passt. Zudem will die Telekom von der Laufkundschaft profitieren, die der angestammte Münchner Traditionshändler ins Haus holt, sagte Albert Pott, Geschäftsführers der Telekom Shop Vertriebsgesellschaft.

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