Süddeutsche Zeitung

Bogenhausen:Schippen für die Kunst

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Eckehard Siebert schaufelt Splitt vor dem Friedensengel

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt man. Die Kunstperformance, die von Dienstag, 17. Oktober, bis Samstag, 21. Oktober, vor dem Springbrunnen der Prinz-Luitpold-Terrasse unterhalb des Friedensengels stattfinden soll, wird manch flüchtigem Beobachter aber vielleicht eher wie eine weitere Baustelle im Stadtbild vorkommen: Der Bildhauer Eckehard Siebert schaufelt nämlich auf einer 20 Quadratmeter großen Bodenplatte hinter einem rot-weißen Absperrband einen halben Kubikmeter Splitt "von links nach rechts und von rechts nach links", wie es in der Beschreibung seines Vorhabens heißt. Die Aktion, die in Endlosschleife vom Lied "Der Schipper" von Dos Hermanos begleitet wird, läuft täglich von 8 bis 17 Uhr, lediglich um 12 Uhr wird eine einstündige Pause eingelegt. Aber auch diese wird, wie die gesamte Performance ohnehin, live ins Internet gestellt. Zur vollen Stunde spielt der Künstler den Song "Mercedes Benz" von Janis Joplin, begleitet von einer Ziehharmonika.

Bei Peter Reinhardt, der für die CSU im Bezirksausschuss Bogenhausen sitzt, stieß die Performance mit dem Titel "Die Schaufel meines Vaters" auf wenig Gegenliebe. Er wolle aber "nicht über die Sinnhaftigkeit streiten", sondern nur anregen, in den kommenden Jahren einen weniger prominenten Platz für die Aktion auszuwählen. "Grad nach dem Sommer, wenn die Leute eh die Schnauze voll haben von Baustellen, da zwingt man ihnen noch eine auf, und das an unserem schönsten Platz in Bogenhausen", sagte er.

Künstler Eckehard Siebert hat seine Performance Anfang Juni 2016 schon einmal unter dem Friedensengel aufgeführt. Und im Sommer 2007 hatte er drei Tage lang einen Kubikmeter Kies durch die Wörthstraße in Haidhausen geschaufelt, wo er auch wohnt. Schon damals lieferten Dos Hermanos den Sound dazu, einige Passanten schaufelten durchaus begeistert mit. Diese Aktion, die er später in Berlin wiederholte, betrachtete der gelernte Maurer Siebert als "Hommage an die arbeitende Bevölkerung".

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Quelle:
SZ vom 23.08.2017
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