Süddeutsche Zeitung

Bogenhausen:Das ist die Höhe

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Bei der Präsentation der Pläne für ihre neue Konzernzentrale wartet die Bayerische Versorgungskammer mit einer faustdicken Überraschung auf: An der Richard-Strauss-Straße soll ein reiner Bürokomplex entstehen, von Wohnungen am alten Standort ist keine Rede mehr

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Es muss hoch hergegangen sein im Unterausschuss Planung vergangene Woche, als die Vertreter der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) ihre Pläne für eine neue Konzernzentrale den Mitgliedern des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen vorstellten. Nichts war bis dahin nach draußen gedrungen über die Gestaltung dieses Bürokomplexes, der auf dem ehemaligen Siemens-Gelände an der Richard-Strauss-Straße 76 südlich des Arabellaparks entstehen soll. Jetzt konnten die BA-Mitglieder im Entwurf des Eckdatenbeschlusses lesen, was die BVK auf dem 20 000 Quadratmeter großen Filetgrundstück zwischen dem Mittleren Ring und den Grünflächen des Denninger Angers vorhat: Ein reiner Bürostandort soll entstehen mit drei Hochhäusern von 40, 60 und 115 Metern Höhe und mit einer Verdopplung der Baudichte von 30 000 auf 68 000 Quadratmeter. Die CSU-Webseite " Unser Bogenhausen" zitiert dazu Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller mit dem Satz: "Wir müssen die Bremse reinhauen." Im BA-Plenum am Dienstagabend waren die Stadtviertelvertreter vor allem darüber empört, dass die BVK-Vertreter mit einem Mal nichts mehr von einer Umwandlung ihrer alten Bürogebäude in Wohnungen wissen wollen.

Die Bayerische Versorgungskammer bezeichnet sich selbst als "Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für berufsständische und kommunale Altersversorgung". Sie führt die Geschäfte von zwölf rechtlich selbständigen Altersversorgungseinrichtungen, von den Ärzten und Rechtsanwälten bis hin zu den Angestellten im öffentlichen Dienst, von den Versorgungsanstalten der deutschen Bühnen bis zum Versorgungswerk des bayerischen Landtags. Apotheker, Kaminkehrer und Ingenieure sind auch dabei. Laut Website vertritt die BVK mehr als 2,2 Millionen Versicherte und Versorgungsempfänger. Die knapp 1300 Mitarbeiter haben ihre Büros jetzt noch im Arabellapark, wo sie auf mehrere Standorte mit insgesamt 34 000 Quadratmeter Fläche verteilt sind. Mit der neuen Zentrale soll auch die Belegschaft wachsen: Im Unterausschuss Planung sprach ein BVK-Vertreter von 500 neuen Stellen.

Wohnen werden diese Mitarbeiter allerdings wohl nicht in Wohnungen der Versorgungskammer. Zwar habe der Vorstandsvorsitzende Daniel Just in Vorgesprächen eine Umwandlung der alten Bürostandorte zugesagt, berichtete Planungssprecher Robert Brannekämper, doch zur Sitzung am Dienstag schickte die BVK lediglich eine Absichtserklärung. "Da hätte ich mir allerdings etwas mehr Verbindlichkeit gewünscht", kommentierte der CSU-Politiker. Die BVK sei zwar ein seriöses Unternehmen - "wir reden hier nicht über die Deutsche Annington" -, aber Formulierungen wie "unser Bestreben bekunden" oder "nennenswerter Wohnanteil" seien "leider etwas zu schwammig". Brannekämper forderte eine juristisch wasserdichte Zusage für Wohnungsbau: "Sonst gibt es am Schluss nur eine Hausmeisterwohnung. Wir wissen, wie das läuft."

Die Debatte im Bezirksausschuss zeigte, dass die Stadtviertelvertreter durchaus noch eine ganze Reihe weiterer Forderungen mit den Plänen für die Konzernzentrale verknüpfen, vom Bau einer Kindertagesstätte (Christiane Hacker, SPD) bis hin zur energetisch sinnvollen Gebäudeplanung (Nicola Holtmann, ÖDP). Sie stellten aber alle Anliegen zurück und beschlossen einstimmig, das Projekt Konzernzentrale so lange nicht weiterzuverfolgen, bis die Bayerische Versorgungskammer zustimmt, auf 50 Prozent ihrer bisherigen Büroflächen im Arabellapark Wohnungsbau zu realisieren. Und die Wohnungen, ergänzte die BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne), sollten auch für Normalverdiener erschwinglich sein. "Es macht ja keinen Sinn, wenn wir nur Arbeitsplätze haben", sagte Brannekämper.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2018
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