Süddeutsche Zeitung

Bilderbuch-Cartoon:Das große Buch vom kleinen Nichts

Der Bilderbuchkünstler Øyvind Torseter hat mit seinem schrägen philosophischen Suchbuch "Das Loch" eine Art Denkspiel erschaffen, das vom Mysterium des Nichts erzählt.

Von Barbara Hordych

Der Bilderbuchkünstler Øyvind Torseter hat mit seinem schrägen philosophischen Suchbuch "Das Loch" eine Art Denkspiel erschaffen, das im Cartoonstil mit schwarzen Konturlinien, wenig Farbe und noch viel weniger Worten vom Mysterium des Nichts erzählt. Woher nur kommt das Loch, das der Held, ein schlaksiger Mann mit undefinierbarem Tierkopf, in seiner neuen Wohnung neben der Küchentür entdeckt? Und seltsamer noch, das Loch entwickelt ein Eigenleben, wechselt seinen Platz, findet sich mal brav in einer Zimmerwand, mal als Stolperfalle auf dem Boden, mal im Kleidersack und mal in der Waschmaschine. Bis es dem Helden gelingt, es in einer Schachtel einzufangen und zur Untersuchung in ein Labor zu bringen. Dort wird es vermessen, unter das Mikroskop gelegt, mit Apparaturen durchleuchtet und zu guter Letzt in einer Schublade weggeschlossen. Weggesperrt - dieses Loch? Längst ahnen die Betrachter, dass diese scheinbare Kontrolle über das Loch nur eine Illusion ist. Denn es gibt Dinge im Leben, die sich nicht so einfach erklären lassen. Wer jetzt etwa Zweifel daran hegt, ob das Loch wirklich existiert, der kann sich mit einem tastenden Griff ins analoge Buch Gewissheit verschaffen: Mitten in dem leuchtend gelben Pappeinband findet sich tatsächlich ein fingernagelgrosses Loch, ausgestanzt von der ersten bis zur letzten Seite.

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Quelle:
SZ vom 14.05.2020
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