Süddeutsche Zeitung

Promi-Tipps für München:Die Woche von Bibiana Beglau

Lesezeit: 4 min

Die Film- und Theaterschauspielerin freut sich ganz besonders auf Bar-Gespräche und Architekturspaziergänge in der Stadt, will frühmorgens ins Museum - und einer Dame zu Kopfe steigen. Ein Gastbeitrag.

Obwohl sie in Berlin lebt und im Ensemble des Wiener Burgtheaters spielt, kommt Bibiana Beglau immer wieder gern zurück nach München. Schließlich war sie hier acht Jahre lang im Ensemble des Residenztheaters und ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Neben dem Theater war die Schauspielerin auch im Kino in vielen Rollen zu sehen; besonders die verletzten, unliebsamen Figuren, die sie so intensiv wie nur wenige zu spielen vermag, liegen ihr. Das beweist sie aufs Neue im Drama "Wann kommst du meine Wunden küssen?", das am 2. Februar in die Kinos kommt.

Montag: Morgens im Museum

Gleich am Morgen gehe ich in die Ausstellung der wegweisenden Künstlerin Joan Jonas ins Haus der Kunst. Sie hat durch ihr konstantes Experimentieren mit Performance, Video und Installation die Grenzen der Kunst immer wieder verschoben und unsere Wahrnehmung verändert. So hat sie auch wesentliche Impulse fürs Schauspiel gegeben. Ganz früh morgens ins Museum zu gehen, wenn ich die Ausstellung beinahe für mich alleine habe, ist ein Geschenk, das ich mir gerne ab und an selbst mache. Das Museum ist für mich ein stiller und aufregender Ort. Die große Halle nehme ich stets als einen sakralen Spielplatz großer Kunst wahr. Was innen in dem von außen fast abstoßend wirkenden Haus vor sich geht, sollte sich keiner entgehen lassen. Für die ganz Schlauen hält der Keller des Gebäudes in Bunkerräumen eine überraschende Videoausstellung mit wechselnden Arbeiten bereit.

Dienstag: Bar-Gespräche

Am Nachmittag treffe ich in der Pause für die Hörbuchaufnahmen des neuen Buches der Autorin Maja Lunde die Künstlerin Regina Baierl in der Goldenen Bar. Wir wollen uns die Woche über zusammen Münchner Architektur ansehen. In der Bar glänzt stilvoll der historische Raum in Gold. Ein Ort, der so liebevoll geführt ist. Ich freue mich auf die kleinen Speisen und herrlichen Getränke. Champagner gibt es nicht, aber gut ausgesuchten köstlichen Jahrgangs-Winzersekt. Wer besondere Getränke liebt, ist hier bestens aufgehoben. Ich lasse mich gerne beraten und überraschen, was sich Klaus St. Rainer und sein Team haben einfallen lassen. Denn hier wird auch gerne mal ein eigener Gin oder Absinth kredenzt. Im Sommer gibt es Musik zum Sundowner auf der großen Terrasse.

Mittwoch: Stille in der Stadt

Gleich in der Früh, bevor ich wieder ins Aufnahmestudio gehe, mache ich einen meiner Lieblingsspaziergänge in dieser Stadt. Entlang der lauten und vollen Innenstadt zieht es mich in die Stille eines besonderen Ortes: Die Asamkirche an der Sendlinger Straße. Die Kirche in der Altstadt ist von außen eher unspektakulär. Man kann die Imposanz nicht richtig erkennen, weil man nicht weit genug auf die Straße zurücktreten kann. Die angrenzenden Gebäude bilden den Rahmen von St. Johann Nepomuk. Sie wurde von den Asam-Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin erbaut.

Ich erlebe gerne den schwarzen Raum der Kirche mit den seltsamen weißen Figuren. Thematisch geht es um Zeit und Tod. Das Ganze wirkt morbide und erinnert fast ein bisschen an ein unheimliches Filmset. Das Kirchenschiff ist ein Fest der Verzierungen und eine echte Materialschlacht. Für mich der richtige Ort, um die Welt etwas anders betrachten zu können.

Donnerstag: Architektur studieren

Am Abend treffe ich mich mit dem Architekten Matthias Castorph. Er ist ein Spezialist für die Geschichte des Städtebaus. Ich will mehr über die Hintergründe der klassizistischen Loggia am Odeonsplatz und der Figuren erfahren. Es ist ein Ehrendenkmal von Schreckensfiguren wie Graf Jean T'Serclaes von Tilly, der für Zerstörung und Grausamkeit während des Dreißigjährigen Krieges steht. Bis heute kann "Magdeburgisieren" - ein Begriff für die Ermordung und den Terror an einer Zivilbevölkerung - auf ihn zurückgeführt werden. Auch bei den Nationalsozialisten war diese Loggia ein beliebter Ort. Eine Beschäftigung mit diesem Ort von Hybris und Krieg mitten in der Stadt ist für mich längst überfällig.

Freitag: Spontan ins Kino

Kino ist für mich Teil meiner Alltagskultur. Ich bin da wohl wie meine Pariser Freunde. Die sitzen bei einem Glas Wein abends in einem Café und entscheiden plötzlich aus dem Nichts, ins Kino zu gehen. So mache ich das auch oft. Wenn es mein Terminkalender zulässt, gehe ich spontan los und entscheide dann vorm Kino, in welchen Film ich gehe. Auch heute lasse ich mich überraschen. Für mich ist die Theatiner Filmkunst in der Theatinerstraße ein zauberhaftes Programmkino, in dem Arthouse, aber auch aktuelle Filme laufen.

Ich weiß also nicht, ob ich zuschaue, wie die ganz Welt zerstört oder jemandem das Herz gebrochen wird. Vielleicht ist ja in diesem Kino auch der neue Film von Hanna Doose Wann kommst Du meine Wunden küssen zu sehen.

In dem spiele ich die Rolle der Regisseurin Maria. Ich freue mich, dass der Film nun endlich ins Kino kommt.

Samstag: Glänzende Aussichten

Dieses Wochenende werde ich es wohl nicht in die Berge schaffen. Deshalb steige ich auf die Bavaria. Über eine winzig kleine Treppe kann man in der Figur hochsteigen und in ihrem Kopf auf kleinen Bronzebänken Platz nehmen. Die Aussicht geht über die leere Theresienwiese, wo vereinzelt Kinder Drachen steigen lassen und Jogger ihre Runden drehen. Bei Fön kann man bis zu den Alpen sehen. Im Sommer befindet man sich direkt in einem Backofen, weil die Sonne das Metall ordentlich aufheizt. Durch die vier Sehschlitze der riesigen Bronzefigur, die eine selbstbewusstere Allegorie Bayerns darstellt, lässt es sich wie durch die Augen der Figur schauen. Man ist sozusagen im Kopf Bayerns unterwegs. Danach laufe ich hoch ins Westend ins Restaurant "Marais Soir"! und treffe Freunde zum Abendessen.

Sonntag: Ruhe vor dem Rummel

Am Sonntag bin ich mit Freunden am Fräulein Grüneis am Eisbach im Englischen Garten verabredet. Von dort zieht es uns in den nördlichen Teil des Parks. In dem Teil findet man eine friedliche Ruhe vor dem Rummel der Stadt. Hier sind kaum Leute unterwegs. Der Englische Garten ist hier an vielen Stellen wild, verwunschen und lädt zum Durchatmen und Nachdenken ein. Es gibt wilde Wiesen, alte Bäume und den Libellenteich. Vom Stauwehr zeigt sich die Isar rau und schön. Im Sommer würde ich nach dem Essen im Schatten der Bäume bei Vogelgezwitscher einschlafen. Ich hoffe, dass es bis dahin schneit, denn im Winter durch den Schnee zu stapfen - alleine oder zu zweit - ist das Größte!

Seit dem Beginn ihrer Karriere arbeitet Bibiana Beglau mit Regisseuren, die das Theater und den Film der Gegenwart prägen. So spielte sie wiederholt unter der Leitung von Christoph Schlingensief, Frank Castorf oder Thomas Ostermeier, bevor sie nationale Berühmtheit und internationale Anerkennung mit ihrer Hauptrolle in Volker Schlöndorffs Spielfilm "Die Stille nach dem Schuss" erlangte. Neben ihren Theater-Engagements an den wichtigen deutschsprachigen Bühnen spielt sie in vielen großen Film- und Fernsehproduktionen. Für ihr intensives Spiel wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Silbernen Bären und dem Grimme-Preis. Beglau lebt in Berlin und Wien, ist aber auch immer wieder in München.

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