Süddeutsche Zeitung

Kritik:Mal Pause machen

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Benedikt Mittmannsgruber ist verhuscht, hat keinen roten Faden und keinerlei Körperspannung - und ist sehr lustig.

Von Thomas Becker

Die ironische Brechung beginnt bei Benedikt Mitmannsgruber schon, bevor er auf der Bühne ist: bei der Einlaufmusik. "Wild Boys", die Duran-Duran-Nummer aus den 80ern mit dem markant gebellten Refrain. Doch statt einem wilden, zu allem entschlossenen Mover & Shaker steht dann dieser verhuschte junge Mann mit Schnauzbart da auf der Bühne des Vereinsheims, die Arme hängen schlapp im Norwegerpulli am Körper runter, keine Spur von Körperspannung, und daran wird sich auch in den nächsten eineinhalb Stunden nichts ändern. Schon klar, der kommt jetzt weniger über Bühnenpräsenz, sondern eher übers Wort. Das tut er dann auch auf sehr unterhaltsame Weise.

Gerade mal 26 ist der Bursche, der sich selbst als "humorvollen Hochnarren" oder "jungen, attraktiven Comedian aus dem Mühlviertler Hochland" bezeichnet. Kollege Alfred Dorfer hat ihm schon den Adelsschlag verabreicht: "Ganz spezieller Humor, in aller Ruhe vorgetragen, und außergewöhnliche Inhalte machen ihn zu einer großen Bereicherung der satirischen Landschaft." Ähnlich sah das heuer die Jury des Passauer Scharfrichterbeils, die dem jungen Lakoniker das größte ihrer Beile in die Hand drückte.

"Der seltsame Fall des Benedikt Mitmannsgruber" heißt sein zweites Programm, das keinem roten Faden folgt, sondern aus Beobachtungen aus seinem privaten Umfeld besteht - und eben einer sehr speziellen Art, diese vorzutragen. Wichtiges Element dabei: die Sprechpause. Kaum ist die Pointe raus, zählt er lautlos: 21, 22 - und legt noch eine Pointe nach. Pause. Und noch eine. Da seine Gags keine Schenkelklopfer sind, sondern eher subtil um die Ecke biegen, muss man diese relative Stille zwischen den Pointen erst mal aushalten. Am schön albernen Kalauer hat er auch Spaß, vielleicht auch nur, um zu sehen, wie das Publikum auf so einen Schmarrn reagiert. Auch schön der Satz, der nach etwa einer Stunde fällt: "Jetzt muss ich euch mal was Lustiges erzählen." Hat er doch die ganze Zeit schon gemacht!

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