Süddeutsche Zeitung

Bebauung:Höher und dichter

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Entlang der S 7 gibt es viele freie Flächen. Doch die Gemeinden weisen nur zögernd Bauland aus - auch wenn in München bald alle Lücken geschlossen sind

Von Christina Hertel, München

Wer mit der S-Bahn etwa von Neuperlach aus durch den Landkreis fährt, kann sich schon mal wundern. Zum Beispiel, wenn er in der S 7 sitzt, und die Bahn in Dürrnhaar hält. Im Osten sieht man ein paar Häuser, im Westen ein großes Feld. Dann Aying: Wieder im Osten Felder, dahinter Wald. Warum werden solche günstig gelegenen Flächen nicht bebaut? Warum lassen Gemeinden ausgerechnet an der S-Bahn Flächen brachliegen?

Die Wohnungsmarktsituation wird sich höchstwahrscheinlich dramatisch zuspitzen, wenn es kein Umdenken gibt: In den nächsten 18 Jahren werden 400 000 Menschen mehr im Großraum leben. Diese Zahl hat der Planungsverband diese Woche veröffentlicht. All diese Leute müssen irgendwo wohnen. Die Statistiker gehen davon aus, dass sie mindestens 200 000 Wohnungen brauchen, Platz ist aber nur für 160 000 - denn es gibt nicht genug Flächen. Der Planungsverband hat festgestellt, dass 60 Prozent der Reserven im Münchner Umland an "Schienenhaltepunkten" liegen, etwa an S-Bahnhöfen.

In Hohenbrunn, wo westlich der Bahn große Leere herrscht, diskutiert der Gemeinderat, wie es weitergehen soll. Auch am S-Bahnhof Furth (Gemeinde Oberhaching) sieht man viele Wiesen. Dort ist Wohnbau vorgesehen - irgendwann. Anlass zur Eile sieht Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) nicht. Zuerst soll nachverdichtet werden, dann auf neuen Flächen gebaut. 90 Wohnungen werde Oberhaching bis Ende 2018 errichten. Dass der Druck trotzdem weiter steigt, liegt aus Schelles Sicht an München und den Kommunen im Norden. "Oberhaching hat 13 500 Einwohner und 5600 Arbeitsplätze. Unterföhring hat 10 000 Einwohner und 30 000 Arbeitsplätze." Nach seiner Berechnung müsste Unterföhring sechs Mal so viele Bewohner haben. Eine ähnliche Logik wendet Schelle für München an. Das Problem: Dort ist langsam alles zugebaut.

Und dann? Höher und dichter bauen, steht im Fazit des Planungsverbands. Also doch Neuperlach Süd vor dem Ayinger Alpenpanorama? Eine weitere Lösung sieht der Verband noch: Der öffentliche Nahverkehr müsse verbessert werden. Damit die Menschen von noch weiter weg in die Stadt pendeln könnten.

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Quelle:
SZ vom 30.09.2017
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