Süddeutsche Zeitung

Beauty-Salon für Mädchen:Endlich Prinzessin

Lesezeit: 3 min

Perfekte Pflege für eine perfekte Kindheit: Kerstin Kobus hat Deutschlands ersten Beauty-Salon für Mädchen ab fünf Jahren in München eröffnet. Auf dem Programm stehen Maniküre, Pediküre und Diva-Partys. Ein Besuch.

Anna Fischhaber

Die Regale: rosa. Die Sessel: rosa. Die Badepralinen: natürlich auch rosa. Ein Hauch von Erdbeerduft liegt in der Luft, vor dem Spiegel sitzt Luisa, elf Jahre alt, und lässt sich die langen blonden Haare kämmen. Ein wenig so muss es bei Barbie zu Hause aussehen. Oder bei Prinzessin Lillifee. Kerstin Kobus hört das nicht gern. "Das ist doch Kitsch", sagt die 41-Jährige, die zum rosa Pulli rosa Strickjacke trägt.

Kobus hat in der Brunnstraße in der Münchner Innenstadt unweit des Marienplatzes gerade das "Monaco Princesse" eröffnet. Deutschlands ersten Kinder-Spa für Kundinnen zwischen fünf und 15 Jahren, in dem sich alles um Beauty, Wellness und Entspannung dreht. "Für Mädchen, junge Prinzessinnen und solche, die es werden wollen", wie es in der Werbebroschüre heißt.

An diesem Nachmittag steht eine ältere Dame vor dem Schaufenster, in dem ein Bär, ebenfalls in Rosa, auf einem kleinem Stuhl selber Farbe thront, und schüttelt ein wenig erschrocken den Kopf. "Eigentlich gibt es nur zwei Reaktionen", sagt Kobus. "Die Leute fragen, was das soll. Oder sie drehen durch vor Begeisterung." Ihr ist das egal, sie hat sich mit dem Laden einen Lebenstraum verwirklicht. "Hier fühle ich mich richtig wohl", sagt sie.

Mit 18 hat die hochgewachsene Blondine selbst gemodelt, ist in New York bei der Fashion Week mitgelaufen. Nach zwei Jahren hat sie wieder aufgehört, der Job sei nicht ihr Ding gewesen. Inzwischen wohnt die gebürtige Frankfurterin in Schwabing und ist als Unternehmerin im Verlagswesen tätig. 250 Menschen arbeiten für die Firma, die sie gemeinsam mit einer Partnerin führt. Mit 40 bekam sie das erste Kind - und Lust auf etwas Neues nebenbei.

Erdbeer oder Zitrone

"Ich habe angefangen, mich mit dem Thema Mädchen zu beschäftigen", sagt sie. "Man sucht ja immer schöne Sachen für seine Tochter und findet nichts." Im Internet stieß Kobus auf einen New Yorker Schönheitssalon für Mädchen und beschloss, die Idee nach München zu holen. Kobus ist sich sicher: "Hier sitzt das Klientel für so etwas, hier sind die Menschen ausgeflippt genug."

Ihre Tochter ist inzwischen 19 Monate alt - noch zu klein also, um sich im "Monaco Princesse" behandeln zu lassen. Dafür hängt nun ein Gemälde von ihr als Prinzessin an der rosa Ladenwand. Daneben werden Badeschaum und Cremes, die nach Erdbeere oder Zitrone duften, verkauft. Anhänger aus rosa Glitzer-Legosteinen und eine eigene Klamottenkollektion mit Kleidern und Miniblazern in Rosa und Weiß. Den Bademantel gibt es nicht nur für Mädchen, sondern auch in den Größen Mama und Puppe.

Im hinteren Teil des Ladens steht eine goldene Bank mit kleinen Fußbädern, eine Maßanfertigung des Innenarchitekten, der auch den Kinder-Versace-Store in Mailand eingerichtet hat. Und der Miniatur-Friseurbereich, wo sich die kleine Luisa nun von Whitney Joesten, Salon-Managerin und einst Teilnehmerin bei "Germany's Next Topmodel", die Wimpern machen lässt. In der Schule schminke sie sich nicht, sagt Luisa. Aber Beauty-Salon, das habe sie auch schon gespielt. Sie grinst professionell in den Spiegel, als der Fotograf die Kamera auf sie richtet.

Wer bislang glaubte, perfekte Fingernägel oder die richtige Pflege seien für eine glückliche Kindheit nicht ausschlaggebend, wird bei "Monaco Princesse" eines Besseren belehrt. Kobus sieht ihren Miniatur-Schönheitssalon auch als pädagogisches Projekt. "Mädchen werden ständig mit dem Thema Frau-Sein konfrontiert", sagt sie. "Wir müssen sie fachgerecht an das Thema heranführen." Das glaubt sie offenbar wirklich. Und dank des "Eventcharakters" ihres Ladens hätten die Kinder doch auch Spaß dabei, fügt Kobus hinzu.

Oder wie es in ihrer Werbebroschüre heißt: "Junge Prinzessinnen lernen von klein auf den bewussten und doch spielerisch-vergnüglichen Umgang mit Beauty-Produkten." Das Angebot reicht von Gesichtsbehandlungen und Make-up über Maniküre und Pediküre bis zum "Monaco-Princesse-Haarschnitt von Glamour bis Style". Nur Haare färben ist tabu. "Doch nicht bei Kindern", sagt Kobus entrüstet.

Sie legt Wert darauf, dass alle Produkte, die sie verwendet, bio und allergieverträglich sind. Manche kauft sie extra in Italien oder Frankreich ein. "Hauptsache selten" lautet ihre Devise. Vielleicht auch deshalb kamen zur Eröffnungspartys nicht nur echte Lamas für die kleinen Kundinnen, sondern auch ein paar Promis. Einige Buchungen gibt es seitdem auch.

Hoch im Kurs: das Event-Paket. Prinzessin sein für einen ganzen Tag also. Die Version "Party Girl" für acht Gäste gibt es schon für knapp 500 Euro, das exklusivere "Little Diva"-Fest inklusive rosa Limousine, Laufsteg-Training und Luxusroben kostet fast 3000 Euro. Demnächst soll es auch einen Mutter-Tochter-Tag im Monat geben, um das Gemeinschaftserlebnis zwischen all der Hektik zu stärken, wie Kobus sagt. Sie ist schließlich selbst eine viel beschäftigte Mutter.

Und Jungs? Die seien nicht willkommen, sagt die 41-Jährige. Die hätten doch keinen Spaß hier. Außerdem hat sie bereits eine neue Idee. Bald will sie noch einen Salon eröffnen. Für "kleine Superhelden" und solche, die es werden wollen. Diesmal ganz in Hellblau.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2012
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