Süddeutsche Zeitung

Bauen auf kleiner Fläche:Zur Nachahmung empfohlen

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Die neue Dreifachturnhalle und der Erweiterungsbau der Grund- und Mittelschule an der Führichstraße zeigen, welche Möglichkeit sich dank kreativer Ideen auch mit wenig Platz bieten

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

"Auf geht's", diesen Titel haben die Mitglieder des Künstlerkollektivs "Inges Idee" ihrer Installation gegeben, die derzeit an der Grund- und Mittelschule Führichstraße aufgebaut wird. Am Ende wird das zwölf Meter hohe Werk einen Schüler - oder eine Schülerin? - zeigen, der über den Zaun der Schule hinweg steigt. Die Idee dahinter, die Projektleiter Martin Ehrmann erklärte: Die Figur, mit zwei Metern geschätzter Schuhgröße, befindet sich auf dem Weg in die Welt hinaus, und diesen Weg tritt sie voller Elan und Selbstvertrauen an. Das dafür notwendige Rüstzeug hat sie an der Führichschule vermittelt bekommen, lautet die Botschaft.

Zwar war das Kunstwerk nur ein Nebenaspekt am Dienstagmittag beim Rundgang durch die neue Dreifachturnhalle und den Erweiterungsbau der Grundschule, zu dem Stadtschulrätin Beatrix Zurek und Salome Benz, Abteilungsleiterin Schulbau im Baureferat, eingeladen hatten. Doch "Auf geht's" wäre auch kein schlechter Titel für die Schulbauoffensive der Stadt insgesamt gewesen, ganz im Gegenteil. Denn an der Führichstraße zeigt sich jetzt nicht nur, wie benötigte Unterrichtsräume geschaffen werden können, sondern wie dies auch auf möglichst platzsparende Weise geschieht. Aus Sicht des Baureferates wurden jedenfalls "mehrere Fliegen mit einer Klappe" geschlagen. So beherbergt der Neubau nicht nur eine Dreifachsporthalle. In dem Komplex wurden darüber hinaus mehrere zusätzliche Räume eingerichtet, die den beiden Schulen und ebenso der Nachbarschaft zugute kommen. Dabei hat man dem Umstand Rechnung getragen, dass es in Ramersdorf relativ wenige öffentliche Versammlungsorte gibt. So sind einige Räume für eine bürgerschaftliche Nutzung, zum Beispiel als Treffpunkt für Vereine, konzipiert worden. Von besonderer Bedeutung für den Schulbetrieb ist natürlich die Mensa mit Zentralküche für ungefähr 300 Essensgäste.

Besonders gelungen erscheint das Hallenprojekt aber wegen der damit kombinierten Nutzung: So entstanden im Obergeschoss neue Räume für den Hort der Grundschule mit Platz für bis zu 100 Kinder in vier Gruppen. Direkt vor der Tür, aber eben auf dem Dach der Sporthalle haben die Planer für den Hort eine eigene Freispielfläche angelegt, Sonnensegel und Pflanzinseln sorgen für Schatten und Grün. Angesichts der ansonsten knapp bemessenen Außenflächen des Schulcampus haben die Kinder hier zusätzlichen Platz. Allerdings bedeutete dieser Teil der Bauausführung auch eine besondere Herausforderung für die Tragwerksplanung, wie Salome Benz betonte. Ähnlich werde es sich beim Hallen-Neubau des Asam-Gymnasiums verhalten, dort wolle man das Dach als Allwetteranlage nutzen. Bei der im Werksviertel an der Grafinger Straße vorgesehenen Schule wolle man auf die Sporthalle zusätzlich Lernhäuser setzen.

An der Führichstraße ist man in dieser Hinsicht also schon einen Schritt weiter: "Der Hallenneubau ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie flächensparend Schulbau gelingen kann. Freie Grundstücke sind im dicht bebauten München Mangelware. Um die wachsende Bevölkerung zu versorgen, müssen wir auch kreative Lösungen realisieren", sagte Stadtschulrätin Zurek. Mit dem Ergebnis müssten die Ramersdorfer mehr als zufrieden sein - die Dreifachturnhalle ist ein echtes Schmuckstück geworden. So verfügt sie an einer Seite über drei ausfahrbare Tribünen, die zusammen mit der Balustrade insgesamt 400 Zuschauern Platz bieten. Ein Angebot, das - nicht nur - die Fans des DJK München Ost schätzen dürften. Dessen Volleyballer, das Frauen-Team ist in der 2. Bundesliga, werden hier künftig Spiele austragen. Davon abgesehen sollen hier aber auch andere Sportvereine Trainingszeiten erhalten.

Erwähnenswert ist auch die Ausstattung der Halle mit fein perforierten Wandverkleidungen. Sie sollen den oft hohen Lärmpegel bei diversen Ballspielen effektiv dämpfen. Eine weitere "Überraschung" schlummert schließlich in der Decke. Dort sind Bühnentechnik, ein Beamer und eine Leinwand installiert. Dabei handelt es sich, wie Projektleiter Martin Ehrmann erläuterte, gewissermaßen um ein Zugeständnis an den Bezirksausschuss: Künftig sollen in der Sporthalle auch Bürgerversammlungen stattfinden.

Die Halle ist unabhängig von den Räumen der Schule von außen her zugänglich, auch barrierefrei. Vor dem Neubau gab es an der Führichschule nur zwei Gymnastiksäle. Einer wurde im Zuge der Bauarbeiten zu einer Aula umgestaltet, den anderen nutzen weiterhin Sportvereine.

Unabhängig von Sporthalle und Erweiterungsbau gehen die Arbeiten im 1915 errichteten und dann 1933 um den Kopfbau erweiterten Schulhaus noch einige Zeit weiter. Bereits eingebaut worden ist hingegen ein Aufzug, und es sind Teile des Mauerwerks trockengelegt und die Decken teilweise statisch verstärkt worden.

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SZ vom 31.08.2016
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