Süddeutsche Zeitung

Easy Tiger:Eine Bar ohne Schnickschnack

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Wenn etwas in der Nähe des Viktualienmarkts das Attribut "cool" verdient, dann das Easy Tiger. Es gibt Wein, Drinks, Bier - und ein "Russisches Frühstück", das es in sich hat.

Von Theresa Parstorfer

Hippen Bars haftet gerne der Ruf an, aufgespürt werden zu müssen. Nur Insider wissen, wo in Nebenstraßen das wahrlich coole Nachtleben zelebriert wird. Man muss deshalb erst einmal darauf kommen, eine hippe Kneipe unweit des Viktualienmarktes zu suchen, einer von Münchens Touristenattraktionen schlechthin - oder zu eröffnen.

Genau das hat Michael Martin, 33, vor wenigen Wochen getan. An der Frauenstraße, dort, wo tagsüber Touristen entlangwalzen, gibt es seit November das "Easy Tiger". Kein großes Schild, dafür ein roter Neonschriftzug im Fenster lassen vermuten: Wenn etwas in der näheren Umgebung das Attribut "cool" verdient, dann diese Bar.

Schummrig, aber wohlig warm ist es drinnen. Goldene Lampen, dunkelgrauer Industrieboden in Schieferoptik und mit blauem Samt überzogene Hocker: Die Einrichtung kommt so dezent wie schick daher, das meiste davon ist selbstgebaut. Martin verzichtete bei der Handarbeit auf Schnickschnack. Es gibt: Wein, Drinks und Bier. Ausgefallen, abseits des Mainstreams und der großen Konzerne, sagt Martin. Es gibt nicht: Burger, Snacks, Kaffee oder was Bars derzeit sonst gerne anbieten.

Dafür machen Cocktailbeschreibungen wie die des "Marmelodka" (Vodka, Marmelade, Limette, Vanille und Wasser für 9,50 Euro) neugierig. Die einzige Mahlzeit im Sortiment, das "Russische Frühstück", besteht aus fünf Essiggurken, Speck, Schüttelbrot und Wodka, was als Katerfrühstück oder zwischenzeitlicher Heißhunger-Bekämpfer herhalten kann. Die Preise sind in Ordnung: Ein Hugo kostet 6,50 Euro, ein Helles vier Euro. Der DJ spielt Hip-Hop, Trip-Hop, Funk und alternativen R'n'B, so laut, dass man sich ein wenig ineinander gelehnt unterhalten muss.

"Eine entspannte Bar", soll das "Easy Tiger" sein, sagt Martin, der fünf Jahre lang Betriebsleiter im "Lola" an der Ickstattstraße war. Aus dieser Zeit stammt auch der Name: "Wenn es im Lola richtig heftig wurde, haben wir gesagt: 'Easy Tiger, jetzt trinken wir erst einmal einen Kurzen'", sagt Martin. Entspannt soll es in seiner eigenen Bar auch zugehen. Hinter dem Tresen steht eine chinesische Winkekatze. Die hat Martin zur Eröffnung geschenkt bekommen, fürs Glück. Ein Tiger im Körper einer goldenen Hipster-Katze.

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Quelle:
SZ vom 04.01.2019
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