Süddeutsche Zeitung

Prozess:Bankmanager erpresst: Mutmaßlicher Entführer muss vor Gericht

Lesezeit: 1 min

Von Christian Rost

Der mutmaßliche Entführer der Frau eines Bankmanagers aus Ottobrunn muss sich von Februar an vor dem Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 52-jährigen Mario S. Anklage wegen erpresserischen Menschenraubes und versuchter schwerer Erpressung erhoben. Angeblich hat er die Tat gestanden. Ihm drohen fünf bis 15 Jahre Haft.

Der gebürtige Kölner, der einige Zeit in Ohlstadt im Kreis Garmisch-Partenkirchen gelebt hatte und 2013 nach Thailand ausgewandert war, plante seine Tat akribisch. Im Münchner Westend mietete er sich eine Wohnung, in der er sein Opfer offenbar festhalten wollte. Am 10. Juni erschien er dann frühmorgens am Haus der vierköpfigen Familie in Ottobrunn und gab sich als Paketbote aus. Bewaffnet mit einer Soft-Air-Pistole überwältigte er die 46-jährige Frau des Bankmanagers und fesselte ihren zwölfjährigen Sohn an einen Heizkörper.

Zielfahnder spürten den Entführer in Thailand auf

S. hinterließ ein Lösegeldschreiben, in dem er 2,5 Millionen Euro forderte. Dann zwang er die Frau zu ihrem Wagen und fuhr mit ihr nach München. Auf dem Lidl-Parkplatz an der Westendstraße 100 parkte er das Auto - vermutlich wollte er von dort zu Fuß mit seinem Opfer in die von ihm zwischengemietete Wohnung. Die Frau konnte jedoch das Magazin der Pistole an sich bringen und sich losreißen.

Mario S. machte sich daraufhin aus dem Staub, versteckte sich in der Wohnung, rasierte seinen Vollbart ab und beseitigte Spuren. Als das Großaufgebot der Polizei aus dem Westend abgezogen war, flog der verheiratete Mann zurück nach Thailand, wo er ein Haus besaß. Zielfahnder spürten ihn 16 Tage nach der Tat mittels Handydaten und Videobildern auf und nahmen ihn zusammen thailändischen Kollegen fest.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau ein Zufallsopfer war. S. soll im Internet willkürlich nach der Familie eines Bankangestellten gesucht haben. Das Geld brauchte er angeblich, weil er über seine Verhältnisse gelebt hatte.

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Quelle:
SZ vom 28.12.2015
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