Süddeutsche Zeitung

Aubing:Spirituelle Heimat

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Die Arbeiten an dem neuen Kirchenzentrum der rumänisch-orthodoxen Metropolie an der Kastelburgstraße sind weit fortgeschritten

Von Ellen Draxel, Aubing

Es ist fast geschafft. Vor gut zwei Jahren war Grundsteinlegung, inzwischen erstrahlt das Kirchenzentrum "Kreuzerhöhung" an der Ecke Kastelburg-/Industriestraße in weiß getünchter Fassade. Dort, wo sich noch in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts das Eingangstor zur Chemischen Fabrik Aubing befand, baut die rumänisch-orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa auf einem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück eine eigene Kirche. Samt Bischofssitz, Kloster und Gemeindezentrum. Die Arbeiten sind so weit fortgeschritten, dass, "wenn mit Gottes Hilfe alles weiterhin gut geht", Weihbischof Sofian von Kronstadt im Sommer seinen Bischofssitz beziehen kann - und zwölf Nonnen im Kloster mit ihrer Arbeit beginnen.

Die Gläubigen selbst müssen sich allerdings noch bis Anfang Herbst gedulden, ehe sie erstmals in einem eigenen Gebetsraum einen Gottesdienst feiern können. Für die Altarweihe im Kreuzsaal unterhalb des Kirchenschiffs ist der 13. September, der Vortag des Hochfestes der Kreuzerhöhung, anvisiert. Der Raum, als gemeinschaftlicher Mehrzwecksaal vorgesehen, soll bis zur Fertigstellung der Hauptkirche in rund zwei Jahren als Interimslösung dienen. Ein Schmuckstück ist der Kreuzsaal schon heute: Zehn Säulen in Kreuzform, in die die Zehn Gebote in rumänischer und deutscher Schrift eingemeißelt sind, tragen eine mit Goldbronze gestrichene Decke. Die Kirche oben dagegen ist, ebenso wie die Klosterkapelle, bislang weder verputzt noch nach orthodoxer Tradition bemalt und auch noch nicht mit Mobiliar ausgestattet. Ausgelegt ist der Sakralbau im Stil einer griechischen Kreuzkuppelkirche für etwa zweihundert Menschen.

Dass das Kirchenzentrum, wie der Weihbischof immer wieder betont, "dringend nötig" ist, belegen Zahlen. In Bayern leben derzeit rund 100 000 Rumänen, allein 30 000 von ihnen sind Münchner. Es sind vor allem junge Leute: Sie bräuchten einen Treffpunkt, sagt Sofian, müssten die Chance bekommen, sich auch spirituell heimisch zu fühlen. Neben Funktionsräumen für den Bischof, die Priester und Diakone, neben dem kleinen Nonnenkloster, einem Gästezimmer und einer Bibliothek soll das künftige Zentrum daher auch Räumlichkeiten für einen karitativen Verein sowie Räume für die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde erhalten.

Noch steht aber die Finanzierung des Zentrums nicht zur Gänze. Mehr als acht Millionen Euro hat das Projekt bislang gekostet, es muss sich, da es in orthodoxen Ländern keine Kirchensteuer gibt, komplett aus Spendengeldern tragen. Zu bezahlen sind beispielsweise noch die Türen der drei Kirchenportale. Sie sollen, nach einem Entwurf des rumänischen Architekten Matei Stoean, von einem Kunsthandwerker geschnitzt werden.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2020
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