Süddeutsche Zeitung

Aubing:"Beschämende Verhältnisse"

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Bürger fordern, sofort einen Aufzug am Aubinger Bahnhof zu errichten

Von Ellen Draxel, Aubing

Viele Menschen in Aubing sind mit ihrer Geduld am Ende. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fordert die Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing einen Aufzug als "Sofortlösung" am Bahnhof Aubing und ein "Ende der Zuständigskeits-Herumschieberei". Der Bau eines barrierefreien Durchgangs zwischen Aubing und Neuaubing sei "dringend notwendig" und längst überfällig. Auf den Ausbau der Bahnlinie und deren Detailplanung könne und dürfe nicht mehr länger gewartet werden.

Die Stadt solle unabhängig von der Planung der Bahn "die katastrophalen und beschämenden Verhältnisse am Bahnhof Aubing jetzt" beseitigen. Dabei sei auch in Kauf zu nehmen, dass der Aufzug später möglicherweise versetzt oder beseitigt werden müsse. "Die Kosten liegen unter 250 000 Euro", schreibt die Vereinigung. "Das sollten die durch die Ratlosigkeit des Planungsreferats bei der Erschließung von Freiham zutiefst beunruhigten Aubinger Bürger der Landeshauptstadt wert sein."

Aubings S-Bahn-Unterführung ist mittlerweile zu einem Politikum geworden. Gebaut hatte man den jetzigen Durchgang vor mehr als 40 Jahren bei der Eröffnung der S-Bahn, damals noch gedacht als Provisorium. Die Aubinger haben den "schrecklichen Tunnel" immer als "Hindernis" empfunden, als trennendes Element innerhalb ihres Stadtteils.

Die Stadt sieht das ähnlich, suchte deshalb schon vor langer Zeit das Gespräch mit der Bahn. Bis vor Kurzem aber ist sie dort stets mit dem Argument abgeblitzt, man müsse abwarten, bis die Bahnstrecke der S 4 irgendwann einmal ausgebaut werde. Im Oktober kam dann die Trendwende: Eine Woche nach einem Spitzengespräch zwischen Stadtbaurätin Elisabeth Merk und dem Leiter der Obersten Baubehörde im bayerischen Innenministerium, Helmut Schütz, machte die Bahn der Stadtverwaltung ein Angebot für einen Besprechungstermin. Seitdem hätten, so das Planungsreferat, mehrere "konstruktive Gespräche" mit der Bahn stattgefunden. "Die Planung einer aufwärtskompatiblen, barrierefreien Ortsverbindung am S-Bahnhof Aubing erscheint jetzt grundsätzlich möglich", heißt es etwas kryptisch in einer E-Mail des Planungsreferats an den Aubinger Bezirksausschuss.

Der Aubinger Bürgervereinigung reicht das nicht. "Das klingt schön, ist in Wirklichkeit aber völlig unbefriedigend." Denn damit bleibe der Abgang zur Unterführung weiterhin vom Ausbau der Bahnstrecke abhängig. Und nach wie vor werde der Schwarze Peter zwischen der Stadt, der Bahn, der Obersten Baubehörde und der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) hin- und hergeschoben. Das müsse nun endlich aufhören. Die Zeit dränge: "Bis zum Jubiläum des Bahnanschlusses Aubing und seinem einst so stolzen Bahnhof verbleiben nur noch sechs Jahre".

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Quelle:
SZ vom 06.03.2017
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