Süddeutsche Zeitung

Au:Wirtschaft im Maxwerk abgelehnt

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Bezirksausschuss spricht sich mit großer Mehrheit gegen einen Gastronomiebetrieb in dem denkmalgeschützten Wasserkraftwerk an der Isar aus. Die Augustiner Brauerei lässt offen, ob sie sich nun von dem Projekt zurückzieht

Von Johannes Korsche, Au

Der Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) haben sich entschieden, ob sie einer Wirtschaft in dem denkmalgeschützten Maxwerk nach den bisherigen Plänen der Augustiner Brauerei zustimmen oder nicht: Sie tun es mit großer Mehrheit nicht. Lediglich drei BA-Mitglieder, darunter die Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich, widersprechen ihren Kollegen. Die Ablehnung gilt auch für einen von der Brauerei vorgestellten Entwurf, der weniger Sitzplätze vorsieht. Die Stadtteilpolitiker folgen damit ihrer bisherigen Linie, in dem ältesten noch laufenden Wasserkraftwerk Münchens eine Großgastronomie unbedingt zu verhindern.

In der Reaktion auf die Entscheidung bleibt sich auch die Brauerei treu: "Wir wollen nichts gegen den Bürgerwillen durchsetzen." Das Unternehmen schränkt aber postwendend ein, dass durch das ablehnende Votum des BA "kein einheitlicher Bürgerwille formuliert ist". Schließlich haben Stadtrat und Stadtverwaltung einer Gastronomie zugestimmt. Grundsätzliches Interesse an einer Wirtschaft bestehe weiterhin, doch Augustiner warte auf einen einheitlichen politischen Willen.

Das bedeutet Stillstand. Denn zu einem grundsätzlichen Beschluss kam der BA auf seiner Sondersitzung am Mittwochabend nicht; zu der waren etwa zehn Bürger gekommen. Nach dem Motto, man könne nur über das abstimmen, was vorliegt, verwehren sich die Lokalpolitiker nicht generell einer zukünftigen Umnutzung. Zumal sie noch auf Antworten der Stadtverwaltung auf insgesamt elf Anträge und Anfragen warten. Unter anderen soll die Stadt zunächst die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse aufklären. Denn immer wieder kursiert eine angebliche Auskunft des Planungsreferats aus den Achtzigerjahren,wonach das Maxwerk einst "nur zur Erzeugung elektrischer Energie mittels Wasserkraft" der Stadt verkauft worden sei. Ein Lokal sei also von der Zustimmung der Erben der Wittelsbacher-Familie abhängig, die sonst den damaligen Vertrag einseitig auflösen könnten, mutmaßen die BA-Mitglieder.

Doch das würde an dem grundsätzlichen Meinungsbild der Stadtteilpolitiker ohnehin nicht viel ändern. Denn ihre Kritik bleibt davon unberührt: Zu groß seien die Auswirkungen auf das umliegende Landschaftsschutzgebiet und den Erholungswert für die Anwohner, hieß es in der Debatte immer wieder. Wer die Bedeutung der Maximiliansanlagen für den Stadtbezirk erahnen will, "sollte im Sommer und Winter öfters dort spazieren gehen", sagte BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD). Allein die nötigen Anlieferungen für einen solchen Betrieb sehen die Stadtteilpolitiker als eine zu große Beeinträchtigung der Erholungsfläche an. Einige können sich allerdings im Maxwerk beispielsweise einen Raum für Kultur vorstellen, in dem auch ein kleines Café unterkommt. Aber: "Was später kommt, entscheiden wir dann, wenn es auf uns zukommt", sagte Eva-Maria Zöller (CSU).

Diese Skepsis konnte auch ein Vorschlag der Brauerei nicht abschwächen, der weniger Sitzplätze im Maxwerk vorgesehen hätte. Diese "reduzierte Form" hatte die Brauerei den BA-Mitgliedern als Reaktion auf die Ablehnung ihrer ersten Pläne in einer nicht-öffentlichen Sitzung im vergangenen Jahr bereits präsentiert. Statt - wie im ursprünglichen Entwurf - 430 Plätzen, hätte die "reduzierte Form" ein Lokal für etwa 230 Gäste vorgesehen. Auf der Dachfläche wäre dementsprechend statt für knapp 200 nur für bis zu 150 Besucher Platz. Im Eingangsbereich hätte eine Ausstellung einziehen können, zum Beispiel über die Stromgewinnung aus Wasserkraft oder den Flößer-Verein München. Vor allem aber hat Augustiner angeboten, auf den ursprünglich geplanten Wirtsgarten an der Nord- und Westseite und einem Kioskbetrieb zu verzichten.

Doch die Stadtteilpolitiker sehen darin "keine Sicherheit, dass es bei der Beschränkung der Plätze bleibt", wie der Denkmalschutzbeauftragte Nikolaus Haeusgen (CSU) sagte. Die Befürchtung vieler BA-Mitglieder ist eine schrittweise Erweiterung der Gastronomie. "In zwei Jahren heißt es dann, es rechnet sich nicht und es braucht trotzdem mehr Plätze", sagte Zöller (CSU). Erlaube man die Gaststätte, so die Befürchtung der Lokalpolitiker, könne sich das Lokal verselbstständigen. Auch eine Freischankfläche könne dann mit den Jahren kommen. "Wehret den Anfängen", warf Barbara-Sylvie Schuster (SPD) ein. Trotzdem hat Augustiner das "Liebhaber-Projekt", wie Verkaufsleiter Ralph Schömig das Maxwerk einmal bezeichnet hat, nicht aufgegeben. Auch eine noch kleinere Nutzung sei denkbar, teilt die Brauerei mit - Wirtschaftlichkeit und politisches Einverständnis vorausgesetzt.

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SZ vom 26.01.2018
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