Süddeutsche Zeitung

Au:Mehr oder leer

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Die Grünen wollen einen belebten Mariahilfplatz. CSU und SPD sind dagegen

Von Patrik Stäbler, Au

Die Grünen könnten ihre neue Stärke im Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen dazu einsetzen, um den Mariahilfplatz für weitere Veranstaltungen freizugeben. Diesen Wunsch äußerten zumindest mehrere Vertreter der Partei bei der jüngsten Sitzung des Gremiums. Stadtteilpolitiker von SPD und CSU sprachen sich jedoch dafür aus, an der bisherigen Regelung festzuhalten, wonach außer den Dulten und dem Wochenmarkt keine weiteren Veranstaltungen zugelassen werden. Das Für und Wider einer Öffnung des Platzes sollen nun die Unterausschüsse Wirtschaft und Kultur diskutieren, ehe der BA im Oktober eine Entscheidung trifft.

Dann wird das Gremium auch eine Stellungnahme zu zwei Anträgen abgeben, die der Auslöser für die Debatte waren. Zum einen geht es dabei um ein "Winterfest in der Au", das die Initiatoren im Dezember auf dem Mariahilfplatz veranstalten wollen. Das Konzept soll auf drei Säulen basieren: eine nachhaltige Bio-Gastronomie, eine kleine Eisbahn zum Eisstockschießen oder Schlittschuhlaufen sowie ein Kulturmarkt. Zum anderen möchte auch der Verein Wannda - ebenfalls im Dezember - seinen Märchenbasar auf dem Mariahilfplatz aufbauen. Der alternative Weihnachtsmarkt mit Kultur- und Kinderprogramm hat 2019 am Leonrodplatz Station gemacht. Im Sommer schlug das Wannda-Team seine Zelte zuletzt in Freimann auf, was heuer wegen der Corona-Pandemie jedoch nicht möglich war. Umso dringender benötige man nun eine Fläche für den Winter, erläuterte Julian Hahn vom Verein Wannda dem BA. Bleibe die Suche erfolglos, "dann kann es sein, dass Wannda insolvent gehen wird".

In der folgenden Diskussion sprach sich Heinz-Peter Meyer (SPD) prinzipiell gegen weitere Veranstaltungen auf dem Mariahilfplatz aus, vor allem wegen der Belastung für die Anwohner. Er erinnerte an diverse Beschlüsse in Bürgerversammlungen, wonach bloß die Dulten und der Wochenmarkt dort stattfinden dürften. "Das war zwanzig Jahre so, und so soll es auch bleiben - zum Schutz der Anwohner", pflichtete ihm Andreas Micksch (CSU) bei. Er gab zudem zu bedenken, dass Veranstaltungen im Dezember eine Konkurrenz für den Haidhauser Weihnachtsmarkt am Weißenburger Platz darstellten. Dieses Argument wies Susanne Schmitz (Grüne) jedoch zurück: "Au und Haidhausen sind ja zwei verschiedene Viertel". Und sie, als Anwohnerin des Mariahilfplatzes, würde sich "sehr freuen, wenn der Platz etwas belebt würde". Noch deutlicher wurde ihr Parteikollege Wilhelm Beck-Rothkegel: "Der Platz ist so riesig und so leer, und diese Totenstille der letzten zwanzig Jahre muss endlich aufgelöst werden." Derweil verwies Brigitte Wolf (Linke) auf die "Sondersituation" durch Corona und die abgesagten Dulten im Mai und Juli. Daher könne man im Winter durchaus mal eine neue Veranstaltung ausprobieren. Zumal, so Wolf, "beim Sommer in der Stadt auf dem Mariahilfplatz keine Beschwerden von Bürgern bei mir angekommen sind".

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Quelle:
SZ vom 18.09.2020
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