Süddeutsche Zeitung

Asyl-Unterkünfte:Stadt baut Aluminium-Hallen für Flüchtlinge

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Von Dominik Hutter, München

Bislang galten Leichtbauhallen als tabu, noch vor wenigen Wochen hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) entsprechende Planungen gestoppt. Jetzt aber geht es wohl nicht mehr anders, der Andrang ist zu groß: Und so soll der Feriensenat des Stadtrats am Mittwoch nächster Woche erstmals Flüchtlingsunterkünfte in Leichtbauweise beschließen.

Nach Auskunft von Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der den urlaubenden Reiter vertritt, geht es zunächst um drei Adressen, an denen die Stadt die Alu-Konstruktionen aufstellen will. Insgesamt umfasst der sogenannte siebte Standortbeschluss sechs bis sieben neue Unterkünfte.

In München fehlen 1400 Plätze

Mit dem geplanten Ja zu den eigentlich ungeliebten Industrie-Hallen zieht das Rathaus die Konsequenzen aus dem ungebrochen hohen Zuzug von Flüchtlingen. Etwa 14 500 müsse München bis zum Jahresende untergebracht haben, berichtet Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) - die Prognose wurde gerade erst nach oben korrigiert.

Seitdem nimmt die Stadt jede Woche 225 Flüchtlinge zusätzlich in ihre Obhut (die immer wieder genannte Zahl von rund 600 pro Tag bezieht sich auf das vom Freistaat betriebene Ankunftszentrum, dessen Kurzzeit-Bewohner später bundesweit verteilt werden). Die Planungen waren eigentlich auf 150 ausgelegt.

Durch die aktualisierte Prognose, so Meier, fehlen in München plötzlich 1400 Plätze, für die die Behörde nun ein Überbrückungsprogramm auflegen muss. Leichtbauhallen, wie sie normalerweise in der Industrie verwendet werden, gelten dabei rathausintern noch als die verträglichste aller Notlösungen - besser jedenfalls als Traglufthallen, Sporthallen oder gar Zelte.

Die Bauten seien isoliert und daher gut heizbar, verfügten über Fenster und seien sehr schnell aufzustellen. Duschen und Toiletten werden außerhalb in einem Container untergebracht. Zudem sei der Brandschutz erheblich besser als etwa bei Traglufthallen, betont die Sozialreferentin.

Die Fertigbauten sollen überwiegend auf Grundstücken aufgestellt werden, auf denen die Stadt ohnehin Gemeinschaftsunterkünfte bauen will - und deren Planungen sich noch hinziehen.

Meier will die Hallen, die absolut wetterfest seien, schon Ende August/Anfang September nutzen können. Im Winter würden dann peu-à-peu 16 bereits vom Stadtrat beschlossene Unterkünfte fertig, in die die Flüchtlinge umziehen können.

Fieberhafte Suche nach Grundstücken

Die Vollversammlung des Stadtrats hat zudem in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen, einen Immobiliendienstleister zu beauftragen, der nach geeigneten Gewerbebauten sucht. Am Geld soll eine menschenwürdige Unterbringung nicht scheitern, lautet das erklärte Ziel von OB Reiter.

Der allerdings nicht verhehlen kann, wie unverschämt er die Mietforderungen einiger Immobilienbesitzer findet. An die 30 Euro je Quadratmeter habe schon mal jemand von der Stadt haben wollen.

Das Sozialreferat ist seit vielen Monaten fieberhaft auf der Suche nach neuen Adressen für Gemeinschaftsunterkünfte. Nach Angaben von Behördenchefin Meier landet etwa ein Drittel aller in Bayern angekommenen Flüchtlinge in München. Aktuell befänden sich in München 8000 Menschen "im System" - erwachsene wie minderjährige Flüchtlinge plus Wohnungslose.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2015
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