Süddeutsche Zeitung

Abfall:Scheu vor der Tiefe

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Gräfelfing hat bereits Unterflurcontainer für Wertstoffe eingerichtet, doch Planegg will diesem Beispiel noch nicht folgen

Von Rainer Rutz, Planegg

Was für Gräfelfing gut ist, muss für die Nachbargemeinde Planegg noch lange nicht passen: Diesen Eindruck konnte man nach einer ausführlichen Debatte im Planegger Gemeinderat zum Thema "unterirdische Müllcontainer" mit nach Hause nehmen. Anders als in Gräfelfing wollen die Planegger ihre oft unansehnlichen Müllcontainer nicht in der Erde versenken, sondern darüber erst einmal nachdenken. Vor einem Jahr hatte sich Gräfelfing für ein Pilotprojekt entschieden, Müllcontainer "einzugraben" und nur noch durch ein Rohr von außen zu befüllen. Die erste derartige Anlage kann man in der Kerschensteiner Straße in Lochham bewundern. Peter von Schall-Riaucour, Mitglied der FDP-Fraktion in Planegg, hat die Gräfelfinger Idee aufgegriffen und zusammen mit der FDP-Fraktion einen entsprechenden Antrag in Planegg gestellt.

In der Begründung des Antrags werden die Vorteile von unterirdischen Containern hervorgehoben: weniger Lärm, weniger Gerüche, optisch ansprechbar, platzsparend und behindertengerecht. Gemeinderat Christian Haugg (FDP) fasste zusammen: "Sicher eine zeitgemäße Lösung, die eine hohe Akzeptanz beim Volk hat."

Das sah Planeggs Abfallberaterin Kerstin Tanzmeier zwar grundsätzlich auch so. Allerdings führte sie eine ganze Reihe von Argumenten an, die das Projekt eher in ein kritisches Licht rücken. Da wären zum einen die Kosten: Schon der Umbau eines einzigen Container-Standorts kostet rund 40 000 Euro. Das hätte Folgen für die Bürger. Da die Gemeinde ihre Abfallwirtschaft kostendeckend führen muss, bedeutet dies, dass das neue System mit Sicherheit auf die Bürger umgelegt werden müsste, auf deutsch: Die Müllgebühren würden wahrscheinlich steigen.

Außerdem, so die Abfallberaterin, stünden bundesweit für 2018 über das Verpackungsgesetz neue Regeln an, die müsse man erst abwarten. Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig wurde deutlicher: "Wir wissen überhaupt noch nicht, wohin der Weg gehen soll." Er schlug vor, das Thema zu vertagen. Die Verwaltung solle Vorschläge erarbeiten. Ganz andere Argumente führten Gerhard Schleburg (CSU) und Monika Schulz (SPD) an. Für sie handelt es sich um ein "Luxusproblem, das eine Menge Geld kostet", so Schleburg. Bei den derzeit 18 Container-Standorten in der Gemeinde werde schnell die Eine-Million-Euro-Grenze erreicht. Außerdem sieht Schleburg "keine großen Vorteile, außer weniger Lärm: Das scheint wohl ein neuer Trend zu sein".

Auch Monika Schulz zeigte sich nicht begeistert: "Wir müssen die Gebührenzahler gleich behandeln. Wenn wir heute in einem Ortsteil die Container versenken, wollen die Leute mit Recht, dass das vor ihrer eigenen Haustüre auch geschieht: Ein teurer Luxus." Ralf Tatzel (SPD) will erst einmal "abwarten, wie sich die bevorstehende Gesetzesänderung auswirkt". Ähnlich äußerte sich Michael Book (CSU).

Bei so viel Gegenwind steckten die Antragsteller erst einmal zurück. Ihnen reicht nun, dass die Verwaltung das Prüfen beginnt. Die Verwaltung soll bis zum nächsten Jahr mögliche Standorte vorschlagen, Kosten ermitteln und sich mit den lokalen Entsorgungsunternehmen in Verbindung setzen. Außerdem, was läge näher, sollen die Gräfelfinger Erfahrungen in einen Beschluss einfließen.

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Quelle:
SZ vom 20.12.2017
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