Süddeutsche Zeitung

16-jährige IS-Sympathisantin:Elif hatte Hilfe bei Ausreise nach Syrien

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Von Georg Heil, Volkmar Kabisch, Katja Riedel und Britta von der Heide

Die in Richtung Syrien ausgereiste 16-jährige Elif Ö. aus dem Münchner Vorort Neuried hatte bei ihrer Flucht offenbar Hilfe von einer deutsch sprechenden Anwerberin in Syrien. Dies geht aus handschriftlichen Aufzeichnungen und Aussagen aus dem Umfeld der Schülerin hervor, die Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR vorliegen.

"Sie gibt mir motivation auf dem Weg Allah's. Ohne sie hätte ich ja nicht den Mut Hijra (in shaa Allah) zu machen", schreibt Elif in einer Art Tagebuch über die Frau. Demnach hat die Frau einer Bekannten der Schülerin angeboten, sie in Syrien aufzunehmen und die Reise zu finanzieren. Auch Elif Ö.s Mutter ist davon überzeugt, dass ihre Tochter Hilfe bei ihrer Ausreise Richtung Syrien hatte. Kennengelernt hat die 16-Jährige die Frau wohl über das Internet.

Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass Elif Ö. mit dem Islamischen Staat sympathisiert. In einem Schulheft ist "Dawlatul Islam" zu lesen, Islamischer Staat, "mit Kalashnikov im Jihad bismillah". Am Morgen des 28. Februar war die Schülerin aus Neuried heimlich nach Istanbul geflogen und weiter mit einem Fernbus nach Gaziantep, wo sie sich am 1. März vor dem Busbahnhof hat absetzen lassen. Dort verliert sich ihre Spur. Vater Atila Ö. sucht weiterhin im Grenzgebiet nach seiner Tochter.

Familie macht den Behörden Vorwürfe

Die letzten Nachrichten an ihre Familie hat Elif Ö. am 1. März verschickt. Am 8. März hat sich Elif Ö.s Handy zum letzten Mal in das türkische Mobilfunknetz eingewählt, ob auf türkischer oder syrischer Seite ist unklar.

Die Eltern des Mädchens erheben indes schwere Vorwürfe gegen die deutschen Behörden, weil diese die 16-Jährige ungehindert in die Türkei haben fliegen lassen. "Wie kann es sein, dass ein 16-jähriges Mädchen wie meine Elif allein aus Deutschland ausreisen kann? Und keiner fragt, wo sie hin will und was sie vor hat", sagt Atila Ö. , der Vater. "Warum haben die nicht mal bei uns angerufen und gefragt, ob das alles mit rechten Dingen zugeht?" Auch die türkischen Behörden hätten sie nicht einreisen lassen dürfen, ohne das Einverständnis der Eltern zu überprüfen.

Das bayerische Innenministerium hatte auf Anfrage gesagt, dass für Reisen Minderjähriger in Länder außerhalb der EU "sehr unterschiedliche Regelungen" gelten. Für die Überprüfung der Aufsichtspflicht der Eltern seien die Sozialbehörden zuständig.

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