Süddeutsche Zeitung

USA:Abgang der Bücklinge

Mit Janet Yellen kehren Kompetenz, Rationalität, Empathie und Eigenständigkeit ins US-Finanzministerium zurück. Die Probleme, vor denen die neue Ressortchefin steht, sind allerdings gewaltig.

Von Claus Hulverscheidt

Janet Yellen soll US-Finanzministerin werden - das ist eine Nachricht, wie sie für die Weltbörsen, aber auch für Firmen und Verbraucher kaum besser hätte ausfallen können. Vier Jahre lang war das Ministerium in den Händen von Bücklingen des Präsidenten, denen es genügte, als Vollzugsbeamte für Donald Trumps abstruse Ideen zu dienen. Damit ist nun Schluss: Mit der Ex-Notenbankchefin kehren Kompetenz, Rationalität, Empathie und Eigenständigkeit ins einstige Zentrum der internationalen Finanzpolitik zurück.

Das ist dringend nötig, denn die Probleme daheim wie auch die Friktionen im Verhältnis zu Partnern und Konkurrenten sind gewaltig. Da ist die Corona-Rezession, deren brachiale Kraft in den USA noch gar nicht voll sichtbar geworden ist. Da ist das Zollchaos, das Trump seinem Nachfolger Joe Biden hinterlässt, da sind der Klimawandel, der Streit über die Besteuerung multinationaler Konzerne, die soziale Ungleichheit, die Benachteiligung von Frauen im Berufsleben, um nur einige Probleme zu nennen. Nicht alle wird die neue Ministerin lösen können, immerhin aber rücken sie wieder ins Bewusstsein der US-Regierungspolitik.

Wenn man Yellen überhaupt etwas vorhalten kann, dann das, was sich auch über Biden sagen lässt: Für einen Aufbruch zu neuen Ufern stehen beide mit Mitte siebzig nicht.

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