Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Thurn und Taxis

Das Haus gilt als Erfinder des europäischen Postwesens, was ihm Titel und Reichtum einbrachte. Heute fallen Teile davon auch mal mit ihrer Nähe zum rechten Milieu auf.

Von Matthias Köpf

Als "Durchlaucht" muss seit mehr als 100 Jahren niemand mehr angesprochen werden, und als "Fürstin" tituliert sich Gloria von Thurn und Taxis am liebsten selbst. Wenn es aber ganz weit rechts auch mal schön konservativ werden soll, laden Leute wie Hans-Georg Maaßen zu einem "Abendessen der WerteUnion e.V. in Anwesenheit Ihrer Durchlaucht Gloria Fürstin von Thurn und Taxis" ein, das 2023 in Regensburg stattgefunden hat. Die heute 64-jährige Gloria, eine geborene Schönburg-Glauchau, kam als standesgemäße Gattin für Johannes von Thurn und Taxis in die Familie, deren Vorfahren als Erfinder des europäischen Postwesens zu Titeln und Reichtum gelangt sind. Im 18. Jahrhundert zogen sie als ständige Vertreter des Kaisers beim Immerwährenden Reichstag nach Regensburg. Heute sind die einstigen Postdienstleister die größten privaten Waldbesitzer in Deutschland, ihr Vermögen wird auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Seit Johannes' Tod 1990 ist Sohn Albert der Chef des Hauses, bis zur Volljährigkeit 2001 unter Vormundschaft Glorias. Die wurde in jüngeren Jahren als beinahe punkig wahrgenommen, fällt aber längst durch ultrakonservativen Katholizismus und Schwurbeleien sehr weit rechts auf.

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