Süddeutsche Zeitung

Thailand:Der König spielt auf Zeit

Von Arne Perras

Die Militärregierung in Bangkok mag gut gerüstet sein, um jugendliche Demonstranten auf den Straßen in Schach zu halten. Einen Weg aus der Krise kann die Armee nicht weisen. Es fehlt ihr die Legitimation, um die gegnerischen Lager politisch miteinander zu versöhnen. Die große Schwäche der Generäle liegt in deren Unfähigkeit, Gedankenfreiheit und ehrlichen politischen Dialog zu ermöglichen.

Der Druck der Armee alleine wird jetzt nicht mehr ausreichen, um die Pfründe königsnaher Cliquen zu sichern und ein pseudodemokratisches System aufrechtzuerhalten. Die Krise verschärft sich von Tag zu Tag, und das bringt den König in eine prekäre Lage. Momentan scheint er auf Zeit zu spielen, vermutlich in der Hoffnung, dass die Proteste bald wieder abebben, wenn das Militär nur lange genug dagegen hält.

Das ist unwahrscheinlich. Die Jugend in Thailand will Taten sehen, sie wird nur dann bereit sein, sich mit der Monarchie auszusöhnen, wenn es Verhandlungen über die Verfassung gibt. Je länger das Militär diesen überfälligen Prozess der Demokratisierung verschleppt, umso größer wird die Gefahr, dass die Konfrontation auf den Straßen in Gewalt umschlägt. Rama X. kann das nicht wollen, wo er zum König aller Thailänder gekrönt wurde und gerade erst wieder versichert hat, dass er sie alle liebt.

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