Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Taurus

Ein erhabenes Tier, das seit der Antike für Kraft und Unbändigkeit steht - und im modernen Deutschland für den Unwillen eines Kanzlers.

Von Johan Schloemann

Im Griechischen und im Lateinischen bezeichnet tauros respektive taurus ein erhabenes Tier: den Stier nämlich. In allen Kulturen, die sich die Erde untertan gemacht haben, steht der Stier für Kraft, Virilität und Unbändigkeit. Denn Stiere sind zwar gezähmt, aber trotzdem haben sie ein wildes, reizbares Element und sind nicht immer leicht einzufangen. Die Energie, die in dem Wort steckt, macht sich der präzise navigierende Marschflugkörper zunutze, den der Bundeskanzler der Ukraine verweigert (und dessen Name zugleich eine Abkürzung ist für: "Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System"). Taurus heißt auch ein davon unabhängiger brasilianischer Revolver-Hersteller. In der Mythologie hatte es der Taurus, der Stier, ebenfalls, wie es in der Militärsprache heißt, auf "Hochwertziele" abgesehen: Auf Kreta wütete einer, in den sich die Frau des Königs Minos verliebte und der zum Sternbild Stier wurde; aus ihrer Verbindung ging das gefährliche Mischwesen Minotaurus hervor. An einem Strand im heutigen Libanon wiederum verwandelte sich Göttervater Zeus in einen Stier, um eine phönizische Königstochter huckepack zu nehmen. Sie hieß Europa.

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