Süddeutsche Zeitung

Mecklenburg-Vorpommern:Die Waffe des Ministers

Warum erwirbt Lorenz Caffier eine Pistole von dubiosen Schießstand-Betreibern? Die Antworten sind ungenügend.

Von Peter Burghardt

Natürlich darf ein Hobbyjäger mit Waffenschein eine Waffe besitzen, auch wenn er Lorenz Caffier heißt und Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern ist. Aber wenn ein Innenminister sich "eine Kurzwaffe" für die Jagd in einem mutmaßlich rechtsextremen Umfeld besorgt, dann ist das kein Privatvergnügen, sondern politisch erklärungsbedürftig. Caffier war mindestens naiv oder schlecht informiert, zugegeben hat er den Kauf auch erst auf öffentlichen Druck. Das alles passt nicht zum Amt.

Ein Innenminister soll über die öffentliche Ordnung und die Sicherheitsbehörden wachen. Doch Caffier war jahrelang Schirmherr von Schützenveranstaltungen auf einem Schießplatz, in dessen Umfeld offenbar die rechtsextreme Prepperclique Nordkreuz gedieh. Hier kaufte Caffier sich 2018 seine Jagdwaffe, obwohl bereits gegen Nordkreuz ermittelt wurde. Wusste er das nicht?

Ein Innenminister und Vizeregierungschef kann sich nicht in Grauzonen bewegen, wenn es um solche Netzwerke geht. Aus anderen Gründen war Caffiers Ferienhauskauf umstritten, der Waffenkauf ist es noch mehr. Rücktritt oder Entlassung wären angemessen. Den CDU-Mann Caffier könnte lediglich retten, dass die SPD-Ministerpräsidentin Schwesig ihre Koalition bis zur Wahl 2021 bewahren will. Ein brauchbares Argument ist das aber nicht.

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