Süddeutsche Zeitung

G20:Wer den Impfstoff bekommt

Die meisten Führer der Welt wissen: Einer globalen Pandemie ist mit Nationalismus nicht beizukommen.

Von Daniel Brössler

Gipfeltreffen der G 20 entfalten ihre Wirkung normalerweise durch Nähe. Kein Bild hat das je so gut eingefangen wie jene Aufnahme von 2018, die Bundeskanzlerin Angela Merkel eng an eng mit den anderen Mächtigen im kanadischen La Malbaie beim Versuch zeigt, einen störrischen Donald Trump zur Vernunft zu bringen. Das Bild vom Gipfel 2020 ist eines der Distanz. Die Staats-und Regierungschefs waren pandemiebedingt nur zugeschaltet von ihren Schreibtischen aus. Das mag den Gipfel erschwert haben, entsprach aber ganz dem Gebot der Stunde. Es lautet: größtmögliche Distanz zu Donald Trump.

Vom Appell zu internationaler Solidarität blieb der abgewählte Präsident erwartungsgemäß unbeeindruckt. Er ließ die Welt wissen, mit amerikanischem Impfstoff würden erst einmal Amerikaner geimpft. So gab Trump während seiner Abschiedsvorstellung noch einmal eine Kostprobe jener toxischen Mischung aus Egoismus und Dummheit, die immer gefährlich ist, während einer Pandemie aber garantiert tödlich.

Russland, China und die Länder der Europäischen Union haben beim von Saudi-Arabien veranstalteten Gipfel zugesagt, den Impfstoff rasch auch ärmeren Ländern zugänglich zu machen. Das haben sie nicht nur aus Gutherzigkeit getan, sondern auch aus Eigennutz. Einer globalen Pandemie ist mit Nationalismus nicht beizukommen.

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