Impfungen:Ein gutes Zeichen
Die Gesundheitsminister wollen die Corona-Impfung weiterhin nicht für alle Jugendlichen empfehlen. Das ist vernünftig.
Von Nico Fried
Die Ursünde beging die Kanzlerin selbst. In einer Ministerpräsidentenkonferenz im Februar, als der Impfstoff noch knapp war, stellte Angela Merkel eine bevorzugte Impfung von Grundschullehrern zur Debatte. Das wäre doch "ein schönes Zeichen". Doch hätte es bedeutet, die von Experten austarierte Priorisierung auszuhebeln. Ausgerechnet die Kanzlerin erwog, Wissenschaft nicht mehr zur Grundlage für Politik zu machen, sondern sie politischen Überlegungen unterzuordnen.
Eine Zeit lang gehörte es dann fast zur politischen Routine, sich von Empfehlungen der Ständigen Impfkommission abzusetzen. Aufgehobene Priorisierungen, verkürzte Fristen - Hauptsache schnell. Ungeduldigen Charakteren wie Jens Spahn oder Markus Söder galt es als Nachweis für besonderes Engagement, sich mit der Stiko anzulegen.
Deshalb ist es gut, dass die Gesundheitsminister am Montag einen Beschluss fassen wollen, der sich bei der Impfung von Kindern ab zwölf Jahren an dem orientiert, was Bund und Länder längst beschlossen haben und die Stiko auch empfohlen hat - und nicht zur allgemeinen Impfung für Jugendliche drängen will, die von der Stiko noch geprüft wird. Ein Gleichklang von Politik und Wissenschaft dürfte auch auf Impfskeptiker eher überzeugend wirken als eine Kontroverse, die nur der politischen Profilierung dient.