Süddeutsche Zeitung

Astra Zeneca:Diese Empfehlung stärkt das Vertrauen nicht

Die Entscheidung der Behörde, das Vakzin uneingeschränkt für alle Altersgruppen zu empfehlen, ist grundfalsch. Denn Impfen ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine emotionale Frage.

Kommentar von Angelika Slavik

Ja, Impfen wird entscheidend sein, um diese Pandemie zu beenden und ja, der Impfstoff ist knapp. Deshalb mag es wissenschaftlich nachvollziehbar sein, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Impfstoff von Astra Zeneca weiterhin im großen Stil verimpft sehen will. Und trotzdem ist die Entscheidung der Behörde, das Vakzin uneingeschränkt für alle Altersgruppen zu empfehlen, grundfalsch.

Impfen ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine emotionale Frage - besonders in dieser Pandemie, bei der Impfstoffe eingesetzt werden, die viel schneller entwickelt und getestet wurden, als das sonst üblich ist. Zu den Aufgaben einer Behörde wie der EMA gehört es in so einem Fall auch, das Vertrauen in die Sicherheit der Impfungen sicherzustellen. Riskiert man dieses Vertrauen, riskiert man den Erfolg der ganzen Impfkampagne - den man aber braucht, um irgendwann zum normalen Leben zurückzukehren.

Deshalb ist es unverantwortlich, das Risiko einer vielleicht seltenen, aber potenziell tödlichen Nebenwirkung wie der Hirnvenenthrombose nur unter der Kosten-Nutzen-Rechnung für die Gesamtbevölkerung zu betrachten. Wenn auch nur die winzige Möglichkeit besteht, dass der Astra-Zeneca-Impfstoff für jüngere Menschen ein höheres Risiko bedeutet, müssen diese Menschen ein anderes Vakzin bekommen.

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