Süddeutsche Zeitung

Belarus:Anhaltender Widerstand

An 20 Sonntagen wurde bisher in Belarus demonstriert. Auch wenn Alexander Lukaschenko noch im Amt ist: Die Gesellschaft hat sich nachhaltig verändert und gegen den Präsidenten positioniert.

Von Frank Nienhuysen

Es ist schwer vorstellbar, dass Luftballons den autoritären Machthaber Alexander Lukaschenko in Schrecken versetzen. Am 20. Protestsonntag in Folge, dem letzten in diesem Jahr, waren es mit Helium gefüllte rote und weiße Ballons, die in den belarussischen Himmel aufstiegen als verabredetes Zeichen des Widerstandes. Das ist ein putziges, aber nicht sehr wirkungsvolles Instrument gegen ein Regime, das Schlagstöcke im Arsenal hat.

Immerhin lassen sich Luftballons gefahrlos vom Balkon aus in die Öffentlichkeit tragen, worin zwei wichtige Botschaften zugleich stecken: Die Protestbewegung ist nach den staatlichen Gewaltexzessen zunehmend eingeengt, und doch will sie zum Jahresende zeigen, dass es sie noch gibt. Zehntausende Menschen auf den Straßen waren im Sommer und Herbst zum prägenden Bild geworden, ohne dass sie Lukaschenko zur Aufgabe gezwungen hätten. Nicht einmal einem Dialog sagte er zu.

Doch der Staatschef sollte sich nicht täuschen über die scheinbar nachlassende Kraft seiner Kritiker. Die Gesellschaft in Belarus hat sich nachhaltig verändert und gegen den Präsidenten positioniert. Das wird sie nach Ende des kalten Winters im neuen Jahr wieder verstärkt zeigen. Gestützt wird Lukaschenko nur noch von den Sicherheitsbehörden. Rückt auch Russland von ihm ab, wird es 2021 schwierig für ihn, sich zu halten.

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