Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Ramadan

Neunter Monat des islamischen Kalenders, in dem Millionen Muslime tagsüber fasten.

Von Moritz Baumstieger

Tagsüber mit sich, dem knurrenden Magen und der trockenen Kehle kämpfen, nachts gemeinsam essen, fernsehen, beten, flanieren: Der Ramadan ist für die 1,9 Milliarden Muslime weltweit eine Zeit extrem unterschiedlicher Tageshälften. Bis 9. April ist ihnen nun Essen und Trinken, Sex und die Zigarette danach (wie jede andere auch) verboten, zumindest von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Dann aber blüht das Leben auf: Wohlhabende lassen lange Tafeln aufbauen und laden jeden Passanten zum Fastenbrechen ein - erst ein paar Schlucke Getränk, eine Dattel, dann gutes Fleisch. Familien versammeln sich, erzählen Geschichten oder sehen sich Serien an. Gehen in die Moschee, machen mit beim Sehen und Gesehenwerden in den mit Laternen geschmückten Straßen. Als heilig gilt der Monat, weil der Erzengel Gabriel dem Propheten im Jahr 610 am 27. Tag des Ramadan den Koran offenbarte. Mohammed fastete, seinem Vorbild folgen die Muslime - nun ja, fast alle: Ausnahmen gibt es für Kinder und Reisende, Kranke und Schwangere. Und wer einmal in Kairo oder Damaskus die Tür eines scheinbar geschlossenen Cafés geöffnet hat, der weiß: Der Ramadan ist auch eine Zeit des Miteinanders für jene verschworene Gemeinschaft, die nicht ohne Kaffee oder Zigarette leben kann.

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