Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Poppy Day

Die Mohnblüte ist das Symbol für das Totengedenken in vielen Ländern der Erde.

Von Stefan Kornelius

Der kanadische Oberstleutnant John McCrae fasste im Mai 1915 seine Gefühle über den Verlust eines Freundes auf den Schlachtfeldern von Ypern in Worte: "Auf Flanderns Feld Mohnblumen blühn / wo Kreuze, Reih an Reih, sich ziehn", beginnt der 15-Zeiler, der ein halbes Jahr später durch Zufall in der britischen Satirezeitschrift Punch veröffentlicht wurde. McCrae appellierte an die Leser, die Treue zu den Gefallenen aufrechtzuhalten - ansonsten würden die Toten keine Ruhe finden, selbst wenn der Mohn blühe. Das Gedicht, inzwischen die wohl berühmteste Erinnerung an das Gemetzel, berührte die französische Wohltätigkeits-Aktivistin Anna Guérin, die schon während des Krieges humanitäre Hilfe für Witwen und Waisen in Frankreich organisierte. Ihr ist es zu verdanken, dass die Mohnblume zum Symbol der Erinnerung an die Kriegsopfer wurde. Die Lehrerin trug die Idee über den Atlantik in die USA, wo Veteranenverbände zuerst die aus Seide gefertigten Mohnblumen gegen Spenden verteilten. Erst 1921 fand Guérins Idee von einem "Mohnblumen-Tag aller alliierten Kriegsmächte" ihren Weg nach Großbritannien, wo der Veteranenverband ein Jahr später eine Fabrik zur Produktion der Mohnblumen-Symbole eröffnete. Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla trugen den Anstecker am Revers, als sie am Kriegsgräbersonntag in Berlin der Toten gedachten.

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