Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Avatar

Bei ihrem Comeback wollen "Abba" als virtuelle Gespenster auftreten. Die Idee ist nicht neu.

Von Nicolas Freund

Avatare haben etwas Unheimliches. Da erscheinen Menschen, die gar nicht da sind und womöglich schon tot - diese hatte man noch bis vor Kurzem schlicht als Gespenster bezeichnet. Nun soll auch die wiederauferstandene Popband Abba bei Konzerten in London nur in Form digital verjüngter Projektionen auftreten. Das ist gar nicht so innovativ, wie es die Band gerade versucht zu verkaufen. In Asien gibt es seit Jahren Popstars, die kein reales Gegenstück mehr haben, sondern nur als Hologramme existieren, also als eine Art ideale Popstar-Persona. Vorbild: Jesus Christ Superstar? Das mag man gruselig finden, aber diese Art der Auferstehung und der ätherischen Erscheinungen passt auch ganz gut zu den Sphären, in denen manche Rockstars unterwegs sind. Der Begriff Avatar kommt ursprünglich aus dem Sanskrit und bezeichnet die Erscheinung von etwas Göttlichem auf Erden. In der Online-Welt bezeichnet er die Figuren und Bildchen, mit denen sich Nutzer im digitalen Raum stellvertreten lassen. In der Popkultur geht der Trend teilweise aber schon wieder weg von den Avataren: Der 2010 gestorbene Ronnie James Dio, einst Sänger der Heavy-Metal-Band Black Sabbath, wurde schon 2016 virtuell auf Tour geschickt. Das kam jedoch gar nicht gut an. Der tote Dio darf jetzt zu den Konzerten seiner Band nur noch per Video zugeschaltet werden.

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