Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Meilenstein

Eine Wegmarke, die nicht mehr Abstände, sondern Fortschritte anzeigt.

Von Gökalp Babayiğit

Am 1. Januar 1872 machte das Deutsche Reich endlich Schluss mit der Verwirrung: Das metrische System wurde eingeführt, der Meter - und folglich der Kilometer - verdrängte die Elle, das Zoll und die Meile als Längeneinheit. Das Ende der Meilensteine bedeutete dies aber noch lange nicht. Sie gibt es bis heute, wenn auch zumeist im übertragenen Sinn. Da wären etwa Meilensteine der Weltliteratur (Ilias, Faust, Moby Dick), der Popmusik (Revolver, Sgt. Pepper's, Abbey Road) oder der frühkindlichen Entwicklung: Sitzen, Stehen, Laufen. Generalinspekteur Eberhard Zorn sprach nun gar von einem "Meilenstein-Jahr" und demonstrierte, dass die steinernen Entfernungsanzeiger auch auf einer Zeitachse imaginiert werden können. Für die Bundeswehr, so Zorn, werde 2025 das Jahr sein, in dem die Truppe ihrem wichtigen Ziel vollständiger Einsatzbereitschaft deutlich nähergekommen sein werde. Die Herkunft der steinernen Wegmarken ist römisch. Schon vor mehr als 2000 Jahren erbaute das Imperium unzählige sogenannte Miliaria an ihren Römerstraßen. Der Goldene Meilenstein (Miliarium Aureum), auf Geheiß von Kaiser Augustus 20 v. Chr. auf dem Forum Romanum errichtet und versehen mit den Distanzen zu den Provinzhauptstädten, war dabei der wichtigste: symbolisches Zentrum des Reiches und Anlass für das Sprichwort, dass alle Wege nach Rom führen.

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