Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Hornissennest

Vermeintliches Ärgernis, von dem man besser die Finger lässt.

Von Joachim Käppner

Die Affäre war dem Murnauer Tagblatt am Samstag den Lokalaufmacher wert: Im Ohlstadter Schwimmbad trafen zwei Lebensformen aufeinander, deren Verständnis für die jeweils andere begrenzt ist: der Mensch, in Gestalt der Badegäste, und die Hornisse, als Bewohnerin eben dieses Freibads respektive eines dort befindlichen Nests. Nach Beschwerden ließ ein Gemeindemitarbeiter das Nest entfernen, was womöglich ein grober Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz war. Hornissen sind streng geschützt, und wer unerlaubt ihr Heim entfernt, riskiert ein hohes Bußgeld. Im Sommer schwärmen die Tiere aus ihren Nestern aus, die aus zusammengepappten Holzfasern bestehen und mehr als einen halben Meter hoch werden können. Bis zu 700 schwarz-gelb gestreifte Bewohner sind keine Seltenheit. Hornissen bauen eigentlich lieber auf Streuobstwiesen oder in lichtem Baumbestand. In den Städten dagegen suchen sie gern Hohlräume oder Nischen an Gebäuden. Da sie erheblich größer sind als Wespen, fürchten sich viele Menschen vor den Hornissen, freilich meist zu Unrecht: Anders als Wespen sind sie nicht aggressiv und ernähren sich von Fallobst, Pflanzensäften und anderen Insekten; sie sind ökologisch wertvoll gegen Schädlinge wie die Raupen des Eichenwicklers, Stechmücken, Bremsen und Motten. Also: Lassen wir die Hornissen lieber in Ruhe.

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