Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Generalgouverneurin

Ein Amt von vornehmlich symbolischem Charakter, das gleichwohl von Bedeutung sein kann.

Von Felix Haselsteiner

Vor 1837 wäre ein Besuch des Generalgouverneurs von Kanada in Deutschland noch eine weitaus bedeutendere Sache gewesen als heute. Lord Dorchester etwa, Kanadas erster Generalgouverneur, herrschte noch in klassischem Throninhaber-Sinne über die britische Überseekolonie - dann jedoch führten die Rebellionen im Jahr 1837 dazu, dass das Amt des Generalgouverneurs zu dem wurde, was es bis heute ist: Der Posten eines rein nominellen Staatsführers. Die Generalgouverneurin wird vom kanadischen Premierminister vorgeschlagen und von der Queen als Vertreterin der Krone in den Commonwealth-Ländern ernannt. Politische Bedeutung wohnt dem Amt nicht inne, insofern ist es kaum verwunderlich, dass der Besuch von Mary May Simon zum Anlass der Frankfurter Buchmesse eher eine Randnachricht blieb: Ein Empfang durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, eine Führung durch die Berliner Museen, am Dienstagabend die Eröffnung der Buchmesse, bei der Kanada die Rolle des Ehrengastlandes einnimmt. Simon ist die erste Inuk als Generalgouverneurin und übt das Amt seit Juli dieses Jahres aus. Dass Premierminister Justin Trudeau und das britische Königshaus sich dafür entschieden, das nominell höchste Staatsamt des Landes an eine Vertreterin der indigenen Bevölkerung zu geben, zeigte immerhin: Auch symbolische Ämter können von Bedeutung sein.

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