Süddeutsche Zeitung

Medienkolumne "Unser Beitrag":Eine Zumutung im besten Sinne

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Was die Öffentlich-Rechtlichen senden, Folge 12: Der WDR beschäftigt Komponistinnen und Komponisten.

Von Stefan Fischer

Der WDR verstört seine Radiohörer in letzter Zeit immer wieder mal mit einigen Kultursendungen. Teilen des Stammpublikums klingen sie zunehmend zu seicht, zu dünn, auch zu wenig intellektuell und bloß emotional. Wahrscheinlich wird auch die neue Reihe Miniaturen der Zeit Hörer verstören. Gut so! Denn das ist ein kluges, richtiges, mutiges Musikprojekt: Der WDR hat zwölf Komponistinnen und Komponisten beauftragt, jeweils ein kleines Orchesterwerk zu erschaffen.

Zeitgenössische klassische Musik ist schon dann schwierig zu vermitteln, wenn deren Komponisten etabliert sind, wie Wolfgang Rihm oder Arvo Pärt. Zu sperrig klingt das für die meisten, kaum interpretierbar.

Eine Zumutung also, im besten Sinne, mit der der WDR auf vorbildliche Weise seinem Auftrag nachkommt und selbst zum Kulturproduzenten wird. Mehr noch: Er finanziert die Kompositionen auch, was bestenfalls noch einige Opernhäuser leisten können. Und er lässt sein Publikum nicht allein mit dieser Musik. Jedes der Orchesterwerke ist umfassend eingebettet ins Programm von WDR 3. Ein Jahr lang wird jeden Monat eines der Orchesterwerke live im Radio uraufgeführt, durch das WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Chefdirigent Christian Măcelaru. Dazu gibt es eine Reihe von Sendungen, die etwa den Komponisten porträtieren oder das Orchester bei den Proben begleiten.

Die zwölf fünf Minuten kurzen Stücke, so der Auftrag unter anderem an Dai Fujikura, Vito Žuraj, Birke Bertelsmeier, Malika Kishino, Sarah Nemtsov und Nico Muhly, befassen sich mit aktuellen Themen wie der Erderwärmung oder der Vereinzelung des Individuums. Das macht die Reihe zusätzlich relevant. Den Auftakt macht Charlotte Bray mit Where Icebergs Dance Away, die Uraufführung wird am 28. Mai sein.

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