Süddeutsche Zeitung

TV-Serie "Mammas" auf Arte:Wir haben die Mutti zum Fressen gern

Isabella Rossellini hat uns in ihrem Regie-Debüt "Green Porno" bereits das kuriose Sexleben der Fauna präsentiert, nun legt sie nach. In einer neuen Serie behandelt die Schauspielerin das nicht minder spektakuläre Leben von Tiermuttis - etwa aus dem Reich der Spinnen.

Von Martin Wittmann

Als Isabella Rossellini 2008 ihr Regie-Debüt präsentierte, das praktischerweise mit zwei der zeitgeistigsten Wörter unserer Öko- und Internetwelt betitelt war - Green Porno hieß die Kurzfilmreihe - war ihr mediale Aufmerksamkeit sicher. US-Comedian Stephen Colbert etwa nahm die Italienerin sogleich in seine Liste der größten Bedrohungen auf.

Die Schauspielerin, die in den Zweiminütern in die Rolle von Tieren schlüpfte und das freilich kuriose Sexualleben der Fauna nachstellte, wolle ihn zum Sex mit Käfern verführen, so Colbert in seiner Show. Er habe zwar auf dem College unter Alkoholeinfluss so einiges attraktiv gefunden (Baumstümpfe, Parkuhren), aber selbst die "sehr, sehr sexy" Rossellini werde ihn nicht von seinem Grundsatz abbringen: keine Geschlechtspartner, die mehr als zwei Augen haben.

Chancenlos wäre somit die Spinne in der biologisch konsequenten Fortsetzung der Filmchenreihe: Mammas (Arte, Folge Eins, 16.05 Uhr) ist der (weniger Google-optimierte) Titel der zehnteiligen Serie, die das freilich kuriose Verhalten von Tiermüttern behandelt. Wieder in minimalistischer, kindertheatralischer und aufklärerischer Manier hängt Rossellini in der Spinnen-Episode im Netz, mit acht ins Gesicht geklebten Augen, und lässt sich von ihrem Nachwuchs fressen.

Ästhetisch sind die Clips liebenswert, in der Kürze verdaulicher als jede Spinnenmutti und pädagogisch wertvoll - vor allem als Geburtsvorbereitungskurs für werdende Eltern. Denn das erratische Verhalten hormonverbombter Frauen, die Nutzlosigkeit der tumben Samenspender und die absolute Priorität des Kindswohls werden selten so anschaulich vermittelt wie durch Rossellinis Surinam-Kröte.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2013
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